Bücher, in denen Bücher und das Lesen selbst eine Rolle spielen, da schlägt das bibliophile Herz gleich höher! Und welche passenderen Orte gibt es für solche Geschichten als Buchhandlungen oder Bibliotheken? Zwar frequentiert Lin Rinas Protagonistin im Verlauf von Animant Crumbs Staubchronik auch den ein oder anderen Buchladen, aber der Hauptschauplatz ist die Royal University Library in London. Hier ergattert die junge Ani, die die Zeit lieber schmökernd in ihrem Lesesessel als auf gesellschaftlichen Veranstaltungen verbringt, im Jahr 1890 eine Anstellung als Bibliotheksassistentin. Die Anstellung bringt allerdings so manche Schwierigkeit mit sich, und alles wäre so viel leichter ohne den griesgrämigen Bibliothekar.. oder vielleicht doch nicht?
Wenn ein deutscher Verlag mit durch die Bank wunderschönen Covern glänzen kann, dann ist es definitiv der Drachenmond Verlag! Beim Durchblättern des Programms war mir Animant Crumbs Staubchronik bereits direkt ins Auge gesprungen, und als ich es dann im Buchladen gesehen habe, musste es einfach mit. Das Buch sieht selbst von der Gestaltung wie ein Buch aus -etwas, was ich auch bei den Büchern der Great Library Reihe sehr schätze!- und rückt die beiden wichtigsten Zutaten der Geschichte in den Vordergrund: Animant und die Bücher bzw. die Bibliothek.
Bücher über Bücher, Seiten, Wörter, der Geruch von Papier und Staub in der Luft, und ich wusste, dass ich mein Herz an diesen Ort verlieren würde. | Seite 38
Das ist vermutlich einer der Punkte, die mir am meisten in dieser Geschichte gefallen haben: Ani tritt recht zügig zu Beginn des Buches ihre Anstellung in der Bibliothek an, und diese Aufgabe bleibt die ganze Geschichte über präsent. Die ersten Tage ist alles noch sehr intensiv und mit viel Lernerei verbunden bis sich eine Routine aufbaut, aber nie vergisst die Autorin, dass ihre Protagonisten einem Beruf nachgeht. Ich fand es schön zu sehen, wie sich der Arbeitsalltag mit dem Privaten vermischt und Ani teilweise ganz ordentlich ins routieren kommt! Dabei hat sie gleich zwei Widersacher, wenn man so mag: Den Bibliothekar Thomas Reed, der schon so manchen Assistenten mit seiner anstrengenden Art in die Flucht geschlagen hat, und ihre Mutter, die nichts mehr möchte als eine gute Partie für ihre Tochter zu finden. Gegen beide muss sich Ani behaupten und ihren eigenen Weg versuchen zu finden, während sich nebenbei eine zarte Liebesgeschichte entfaltet, wie sie die Protagonistin sonst nur aus Büchern kennt.
Obwohl das Buch mit 552 Seiten ein rechter Wälzer ist, bin ich eigentlich nur so durch die Seiten geflogen. Animants direkte, teils kecke Art hat mir super gefallen und ich war einfach gespannt, wie es ihr und den anderen Charakteren ergehen wird. Würde Mr. Reed sich im nächsten Kapitel wieder in seinem Büro verschanzen? Zu welcher Tat könnte Elisa Animant als nächstes anstiften? Was macht ein Bücherwurm, wenn ihm am Sonntag die Bücher ausgehen? Und wie nur sollte sich das Gefühlschaos bloß entwirren? Tatsächlich hat mich gerade letzteres etwas überrascht, da ich nicht mit so einem starken Fokus auf die Irrungen und Wirrungen der Herzen in diesem Buch gerechnet hatte, aber Lin Rina hat die Gradwanderung dabei perfekt hinbekommen. Nie wurde es zu kitschig oder melodramatisch, und obwohl der Ausgang einigermaßen klar ist ab einem gewissen Punkt fiebert man trotzdem mit.
Ein paar Kritikpunkte habe ich trotzdem an Animant Crumbs Staubchronik, wobei diese den Lesegenuss nur bedingt eingeschränkt haben. Zuerst der Elefant im Rau-, ähm, im Titel. Was ist mit Staubchronik eigentlich gemeint? Ich habe da wirklich das Gefühl irgendwas überlesen oder nicht verstanden zu haben, da sich mir der Titel nicht ganz erschließt. Wobei ein Titel natürlich nicht im Buch vorkommen oder erklärt werden muss, aber einen Zusammenhang sehen zu können mag ich trotzdem. Ebenso wurden Dinge angesprochen, die Rina dann wieder fallen lässt bzw. die eleganter gelöst werden könnten. Beispielsweise das kaputte Dach. Kann sich da nicht einfach im Sturm was lösen? Irgendwie habe ich erwartet, dass da noch mehr hintersteckt, so wie die Autorin es löst. Elisas Gönnerin schneit in die Geschichte rein und raus ohne eine klärende Unterredung, der Handlungsstrang um Animants Bruder könnte ohne große Probleme ganz gestrichen werden, genauso wie die anderen Brüder, denen man als Leser gemeinsam mit Ani begegnet, der Plan für die Selbstständigkeit ist nur ein kurzer Gedanke… und zum Schluss hin geht alles plötzlich sehr schnell. Mich hat es direkt traurig gemacht, dass es sich hier um einen Einzelband handelt und das im letzten Kapitel auf einmal alles mit einer Schleife drum im Eilverfahren beendet wurde. Wer einen bibliophilen historischen Liebesroman sucht, kann mit Animant Crumbs Staubchronik allerdings nicht viel falsch machen, und ich werde sicherlich noch das ein oder andere mal das Buch zur Hand nehmen um die lieb gewonnenen Charakter wiederzusehen.
Weitere Eindrücke zum Buch findet Ihr bei Our Booktastic Blog, Das weiße Bücherregal, Nerdahoi, Zeilengefluester und Büchermoor.

Hallo Janine!
Vielen lieben Dank fürs Verlinken. Der Titel-Text-Zusammenhang hat mir bei den „Staubchroniken“ auch irgendwie gefehlt. Meiner Meinung nach bezieht sich der Titel einfach auf den Punkt, dass Animant gerne Bücher aus allen Winkeln der Bibliothek liest und sie deshalb vielleicht schon verstaubt und älter sind – Jetzt wo ich es geschrieben habe, ergibt es irgendwie keinen Sinn mehr 🙂 Auf jeden Fall eine sehr schöne Rezension!
LG Lilli
Das ist eine tolle Interpretation, Lilli! Ich glaube auch, dass sich der Titel so mit am schönsten erklären lässt, danke dafür ♥
Hallo Janine,
sehr schöne Rezension, der ich auch in allen Punkten zustimmen kann! Besonders das Ende hätte für mich etwas runder sein können, aber der Rest macht für mich doch einiges wieder wett.
Vielen Dank auch für das Verlinken :)
LG
Anja
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