Ähnlich wie seine Bücherregale kann man von Zeit zu Zeit auch seine Filme und Serien neu im Regal sortieren. Bei der letzten Umräumaktion, bei der ich die Titel nach Genres sortiert habe, ist mir vor allem eine Sache klar geworden: Ein Großteil meiner Filme und Serien lassen sich unter dem Schlagwort Buchadaption einordnen. Eigentlich nicht besonders verwunderlich bei einem Bücherwurm, oder? Worüber ich seitdem allerdings am grübeln bin, ist, was denn eigentlich eine gute Buchadaption ausmacht. Und ob es so etwas wie die perfekte Buchadaption überhaupt geben kann.
Die kurze Antwort auf diese Frage? Nein. Das ist bereits im Wort Adaption selbst verankert, welches vom Lateinischen adaptere (=anpassen) kommt. Eine Adaption bedeutet, dass ein Werk in ein anderes Medium umgesetzt beziehungsweise umgearbeitet wird. Und wo gehobelt wird, da fallen Spänen: Eine Anpassung ist immer mit gewissen Einschränkungen verbunden – wobei ein anderes Medium gleichzeitig natürlich neue Möglichkeiten bieten kann.
Vorlage oder Adaption – was zuerst?
Das Gute an verschiedenen Medien ist, dass man selber wählen kann, welches für einen am besten passt. Will man der drögen Schullektüre entkommen, schaut man vielleicht direkt eine Verfilmung, während man beim Lieblingsbuch vielleicht jede Adaption scheut. Wenn man sich aber mit beidem, Vorlage und Adaption, auseinandersetzen mag, prägt immer, was man zuerst erlebt. Gegen den ersten Eindruck wird man automatisch das andere Medium vergleichen. War der Film in sich schlüssig und unterhaltsam, aber kam dafür im Buch vielleicht mehr Hintergrund zu dem einen Charakter? Hat das Buch einige Längen gehabt, die der Film durch Stilmittel umgeht? Konnte die Serie viel mehr ins Detail gehen als die Verfilmung, obwohl bei beidem Szenen aus der Vorlage fehlen?
Es gibt unterschiedliche Standpunkte dazu, wie man es am besten machst – manche bevorzugen es beispielsweise, immer zuerst das Buch im Vorfeld zu lesen. Ein richtig oder falsch gibt es aber eigentlich nicht. Schließlich kann einen das Visuelle ja erst recht überzeugen, dass Buch lesen zu wollen, oder das Buch verschiedenste Ansätze für Adaptionen bieten. Gerade die unzähligen Jane Austen Adaptionen sind hier ein gutes Beispiel. Adaptionen von jüngeren Titeln entstehen nicht über Nacht, sondern es dauert seine Zeit bis ein beliebtes Jugendbuch oder ähnliches adaptiert wird. Habe ich dadurch die Vorlage bereits erlebt, ist das toll – aber ich mag auch den umgekehrten Weg. Blade Runner habe ich zuerst gesehen und erst dank dem Abspann gemerkt, dass es eine Vorlage gibt. Mittlerweile kenne und schätze ich beides für ganz verschiedene Dinge oder Gelegenheiten. Es geht aber auch, dass ich nur eins erlebe: Der Schneemann oder die Dezernat Q-Reihe wären keine Bücher für mich gewesen, da ich Krimis nicht besonders gerne lese; die Verfilmungen haben mich dagegen wunderbar unterhalten.
Änderungen / Eins-zu-eins-Umsetzung
Eine Adaption stellt die Macher immer vor die Frage, was übernommen und was verändert wird. Im Kern geht es darum, die Geschichte stimmig zu erzählen und die wichtigsten Punkte zu enthalten. Funktioniert das nur mit den Szenen des Buches? Ist es vielleicht besser, einige Details zu verändern oder neue Szenen einzufügen, um etwas visuell klarer zu gestalten oder den Nicht-Leser nicht in der Geschichte zu verlieren? Meistens starten die ersten Kontroversen bereits beim Casting. Charaktere oder Orte werden im Buch beschrieben, in der Adaption sieht aber plötzlich alles anders aus. Macht diese Entscheidung Sinn? Ist es wichtig, dass der Charakter eigentlich eine andere Augenfarbe hat? Verändert sich die Aussage signifikant, wenn ein Charakter wie Heathcliff auf einmal eine andere Hautfarbe als in anderen Adaptionen hat?
Man muss sich diese Abweichungen immer anschauen, aber diese stellen für mich auch einen gewissen Reiz an der Adaption da. Entdecke ich diese überhaupt? Ändert es unter Umständen meinen Eindruck? Ergänzen sich Vorlage und Adaption eventuell sogar? Adaptionen bieten die Zugänglichkeit der Geschichte für ein zusätzliches Publikum, klar, aber wären es nur stumpfe eins-zu-eins-Umsetzungen, würde ich mir wahrscheinlich nicht so viele Buchadaptionen zusätzlich zum Buch anschauen. Vor allem, da eine Adaption, wenn ich im Vorfeld die Vorlage gelesen habe, gegen einen doppelten Eindruck angeht: Dem tatsächlich Geschriebenem und meiner Vorstellung davon.
Perfekt ist so ein großes Wort
Was man von Buchadaptionen hält oder wie man an diese herangeht, ist absolut subjektiv. Sind sie allgemein beliebt? Auf jeden Fall! Trotzdem kann man für sich selber die Frage stellen, was für einen die perfekte Buchadaption darstellt beziehungsweise was dem am nächsten kommt. Perfektion ist bei einer Adaption nun mal schlicht nicht drin. Und Dreamcasts hin oder her, so fern man nicht selber die Adaption nach seinen Vorstellungen auf die Beine stellt, muss man sich anschauen, was andere geschaffen haben. Welche Punkte sind mir selber bei einer Buchadaption also wichtig, vorausgesetzt ich sehe diese nach der Lektüre der Vorlage? Nun, natürlich sollte die eigentliche Handlung enthalten und auch ohne Vorkenntnisse nachvollziehbar sein. Beispielsweise weicht Pretty Little Liars zwar bereits nach wenigen Folgen von den Geschehnissen der Bücher ab, gewisse Elemente werden aber wiederverwertet/neuinterpretiert und A terrorisiert die Mädels durch alle Staffeln hindurch. Mir ist es zudem persönlich wichtiger, dass die Charaktere sich wie ihr Buchpendant verhalten, als das sie eins zu eins wie dessen Beschreibung aussehen. Cara Delevingne sieht nicht wie meine Vorstellung von Margo Roth Spiegelman aus, trifft es aber durch ihr Spiel. Ebenso finde ich, dass die Stimmung und Ästhetik harmonieren müssen, selbst wenn hier von der Vorlage abgewichen wird. In Gänsehaut zum Beispiel wird nicht ein Buch der Reihe verfilmt, sondern Elemente aus diversen Bänden zu einer typischen Gänsehaut-Handlung vermischt. Trotzdem trifft es genau ins Schwarze. Anna Karenina steht zwar noch auf meiner Leseliste, aber ich bin sicher, dass der Roman von Tolstoi nicht wie eine Art Theaterstück geschrieben wurde – diese visuelle Umsetzung in der Verfilmung ist dagegen absolut passend und macht die Szenenwechsel ungemein interessant. Und wenn es die Drehbuchschreiber zudem schaffen Buchzitate sinnig im Script einzubauen, freut mich das ungemein!
Wie greift man nun also die perfekte, nicht mögliche Buchadaption? Vielleicht am besten, indem man zuerst das Wort perfekt streicht und sich erstmal mit dem Trailer einen Eindruck verschafft. Spricht einen die Adaption nach diesen wenigen Minuten bereits an, sei es durch Casting, Stimmung, Musikauswahl oder Visuelles? Möchte man überhaupt eine Adaption zu dem jeweiligen Titel sehen? Und falls man sie bereits gesehen hat: Kann die Adaption auf eigenen Beinen stehen? Unterhalten? Vielleicht sogar erst recht, wenn sie nicht eins zu eins adaptiert oder einen leichten Hauch von Trash hat? (Ja, Austenland, ich rede von dir!) Vielleicht ist die perfekte Buchadaption ja wirklich einfach die, die einen unterhält bzw. glücklich aus dem jeweiligen Medium wieder entlässt.
Eine kleine, unvollständige Liste an Buchadaptionen, die ich liebe:
- Austenland | Ein wilder Fangirltraum, der quasi zu meinem Feelgoodmovie geworden ist – das Liebesgeständnis am Ende macht mich immer wieder glücklich! #itsgettinghotinhere
- The Magicians | Mir fehlen noch einige Folgen der zweiten Staffel, aber soweit trifft es die Bücher echt gut. Durch die Optik wirkt die Magie gleich nochmal viel interessanter und grausamer.
- Der Herr der Ringe: Die zwei Türme | Ich liebe die komplette Trilogie, aber wahrscheinlich habe ich keinen Teil so häufig wie den zweiten gesehen… und meinen Vater damals auch mit ins Kino geschleppt (er konnte dem ganzen nicht wirklich folgen, aber die sprechenden Bäume waren toll). Für mich ebenso ein Adaptions-Klassiker wie Harry Potter.
- Outlander | Die Serie schafft das Kunststück, die dicken Wälzer von Gabaldon hervorragend gestrafft umzusetzen – da kann man nur hoffen, dass die Quoten gut bleiben und wir noch einige Staffeln bekommen. Hier hat das Casting der Schauspieler und die Musik die Bücher einfach super getroffen!
- Clueless: Was sonst! | Hier erkennt man die Vorlage vielleicht nicht auf Anhieb, aber umso besser wird es, wenn man sie erkennt – außerdem ein super Nostalgietrip in die 90er.
- Terror – Ihr Urteil | Bei Gelegenheit möchte ich das Stück nochmal aufgeführt sehen, aber als Alternative ist der Film sehr gut.
- Die Welle | Es gibt eine große Abweichung zum Buch in diesem Film, die es in sich hat und dafür sorgt, dass die Wirkung nochmals verstärkt wird.
- The Lizzie Bennet Diaries | Liebste Webserie und liebste Stolz und Vorurteil Adaption <3
Was macht für Euch eine gute Buchadaption aus? Beziehungsweise welche Adaptionen könnt Ihr empfehlen? Welche dagegen war ein Reinfall?


[…] Woche ging es um filmische Adaptionen von Büchern, dieser Frage hat sich auch Janine in ihrem Beitrag angenommen und sich gefragt, ob es die perfekte Buchadaption überhaupt geben […]
[…] Woche ging es um filmische Adaptionen von Büchern, dieser Frage hat sich auch Janine in ihrem Beitrag angenommen und sich gefragt, ob es die perfekte Buchadaption überhaupt geben […]