Die angehende Journalistin Lena Gruenwald ist fasziniert vom Tod. Sie berichtet von Ouijabrettern ebenso wie Tonbandforschung zu Stimmen aus dem Jenseits, und vergisst dabei auch mal gerne ihre eigentlichen Aufträge für die Praktikumsstelle bei einer Zeitung. Mit einer traurigen Nachricht wird das Thema für die Dreiundzwanzigjährige aber auf einmal aus einem ganz anderen Grund präsent: Ihr Bruder Daniel hat Selbstmord begannen – oder so scheint es zumindest. Lena ist davon nicht überzeugt, und stolpert bei ihren Nachforschungen rasch über die Kommilitonen ihres Bruders, die gemeinsam mit ihm an der Uniklinik Heidelberg an der geheimnisvollen „Ghostbox“ geforscht haben. Je mehr Lena recherchiert und versucht die Motive ihres Bruders zu ergründen, desto mehr verstrickt sie sich in ein gefährliches Netz, was sie unter Umständen nicht nur ihren Verstand, sondern auch ihr Leben kosten könnte…
Klingt das alles nicht vielversprechend?! Ich war zumindest sofort Feuer und Flamme, als ich mir die Beschreibung zu Ivar Leon Mengers neuestem Hörspielstreich durchgelesen habe und so musste dieses direkt vorbestellt werden. Monster 1983 hatte zwar seine Macken, aber die Produktion und Sprecher haben da bereits eine Menge Begeisterung bei mir ausgelöst und auch Ghostbox hat in der Hinsicht nicht enttäuscht: Dieses Hörspiel ist einfach großartig inszeniert! Die Emotionen in den Stimmen, die Geräusche… das gepaart mit der teils gruseligen Handlung hat einen ganz eigenen Sog aufgebaut und ich bin nur so durch die gut 10,5 Stunden geflogen.
In Ghostbox laufen mehrere Handlungsstränge parallel ab, die in den ersten Stunden quasi nichts miteinander gemein zu haben scheinen, bevor es irgendwann dann doch zu Überschneidungen kommt. Gerade auf die titelgebende Ghostbox war ich dabei mit am meisten gespannt, da der Untertitel Der Tod ist nicht das Ende bereits einen gewissen Eindruck vermittelt, und Elemente aus diesem Handlungsstrang haben mich direkt an Inception, Black Mirror oder Flatliners denken lassen. Die Ghostbox war dann allerdings doch etwas ganz eigenes, und ich hätte allein gern eine weitere Staffel um zu sehen, was sich Menger noch um diese Box einfallen lassen könnte. Und wie viel Gänsehaut man allein mit einem einzigen Satz und dessen Wiederholung eigentlich auslösen kann, ist absolut faszinierend! Gleichzeitig empfand ich die Ermittlungen der Heidelberger Polizei rund um einen Serienmörder eine spannende Ergänzung, gerade, da die Zusammenhänge erst kurz vor Ende für Lena und den Zuhörer deutlich werden.
Da in Ghostbox der Tod sowie Erinnerungen erforscht werden, gibt es immer wieder Momente, in denen die Logik vielleicht etwas… gedehnt wird. In sich blieb die Geschichte zwar schlüssig, nur weiß man als Zuhörer halt, dass das in der Wirklichkeit so nicht funktionieren kann. Das Augenmerk liegt doch stark auf Technik, ihren Möglichkeiten und Gefahren bzw. wie Menschen diese Technik missbrauchen können, und nicht so sehr auf dem Paranormalen, wie der Anfang des Hörspiels vermuten lässt. Monster 1983 ist da anders, und eventuell hat es meine Erwartungen deswegen etwas in die falsche Richtung gelenkt? Ich hätte es auf jeden Fall gerne noch eine Spur abgedrehter und sprunghafter von der Erzählung gehabt. Denn das war einer der Punkte, die meiner Meinung nach auch einen dazu verführen, noch mal mit Lena auf die Reise zu gehen: Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Nur das wieso, weshalb, warum und vor allem wie erfährt man erst relativ spät im Hörspiel.
Müsste ich Ghostbox. Der Tod ist nicht das Ende in einem Satz beschreiben, dann wäre es ein kleiner, feiner Mysterythriller, angereichert mit Science Fiction, einer Prise Horror und tollen Sprechern. Auf das hier hoffentlich ganz bald eine zweite Staffel oder ein neues Projekt von Menger folgt!
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