Nacherzählungen und Neuinterpretationen sind immer sehr präsent in Medien, egal, in welchem Bereich man guckt. Mal bleiben die Kreativen dabei dem Original sehr treu, mal gibt es einiges an künstlerischer Freiheit – und teilweise kommt dabei herrlicher Mist heraus. Ich mag die etwas abgedrehten, teils trashigen Ideen eigentlich recht gerne, und habe mir jetzt zwei Interpretationen zur König Artus Legende in der Richtung gegönnt: King Arthur: Legend of the Sword sowie Once & Future von Amy Rose Capetta und Cori McCarthy. Lustigerweise hat mich die Fassung, von der ich es im Vorfeld absolut nicht erwartet hatte, dabei komplett abholen können. Die andere war dagegen… abenteuerlich.
Geschlechtertausch im Weltall
Auf Once & Future hatte ich mich sehr gefreut. König Artus im Weltraum und dann noch als Frau?! Ja bitte! Die Lektüre hat mich dann aber rasch ernüchtert, und gebe es nicht diesen einen wahnwitzigen Faktor zum Schluss, würde ich mir Band 2 gar nicht erst vormerken. Unsere Heldin ist Ari Helix, die mittlerweile 42. Reinkarnation von Artus. Als illegale Immigrantin muss sie durch eine Galaxie navigieren, die durch eine übermächtige Korporation beherrscht wird – und nachdem sie quasi über Excalibur stolpert, startet der Zyklus mitsamt Merlin, Morgana, Rittern und der Tafelrunde. Da liegt allerdings schon das größte Problem: Die Autoren erwarten, dass man recht viel über das Original weiß. Tut man das nicht wirken viele Szenen wie willkürlich aneinandergereiht, was durch die abrupten Übergänge zwischen ihnen noch mehr auffällt.
“It’s true, I’m no murderer. But I do have an impulse control problem. And a sword.”
Am meisten gefällt mir an Once & Future bislang der Handlungsstrang um Merlin. Er ist immer noch der ursprüngliche Merlin, allerdings altert er rückwärts und muss es irgendwie schaffen, dass Ari den Kreislauf durchbricht, bevor er im Kleinkindalter angelangt. Von ihm sehen wir gefühlt auch am meisten, wohingegen die Ritter gerne noch mehr Tiefe bekommen dürfen. Vielleicht bessert sich das im nächsten Band? Zumindest ist es recht diverse mit unter anderem gleichgeschlechtlichen Beziehungen, dem Einsatz von Pronomen als auch einem asexuellen Charakter.
Musik, Schnitt, Bildgewalt
Nach den Sherlock Holmes Filmen von Guy Ritchie war ich zuerst gespannt auf King Arthur: Legend of the Sword – und dann kamen die Trailer heraus. Uff. Das CGI ist sehr offensichtlich, die Winkel und Schnitte merkwürdig und bis auf Arthurs quasi weiße Weste ist alles super düster. Beim Stöbern auf Netflix hatte ich den Film jetzt eher zufällig wiederentdeckt, und wow, wie gut und gleichzeitig nicht gut der Trailer im Nachhinein doch einen Eindruck hierzu vermittelt! Ist der Film düster? Ja. Ist das CGI so offensichtlich, das es fast schlecht ist? Ja. Haben wir gewöhnungsbedürftige Schnitte, Einstellungen und Musik? Ja. Und es funktioniert so verdammt gut! Teilweise hat es was von einem Videospielfilm ohne Videospiel, aber die Elemente harmonieren alle und man wird von Anfang an mitgerissen. Arthur und seine Jungs sind super cool, und es ist angenehm, dass man hier nicht zwanghaft probiert eine Liebesgeschichte reinzudrücken. Es geht um Arthur, sein Erbe und die Verantwortung gegenüber seinen Leuten, dort bleibt der Fokus auch. Schade nur, dass Robin Hood (2018) nicht das gleiche Kunststück geschafft hat… die Filme hätten sich sonst optimal ergänzt.
Der Film erklärt einem alles, was man für die Geschichte wissen muss, lässt dabei noch genug offen für Interpretation, wodurch die Welt realer wirkt. Die Problematik in grob: Arthurs Onkel ist am durchdrehen, und muss vom Thron gestürzt werden, Arthur hadert zwischendurch wie Hamlet und kommt dann doch aus dem Quark. Es gibt viele Actionsequenzen, und einen absolut genialen Soundtrack, der Atmung perfekt integriert. Zwar ärgere ich mich jetzt etwas vor zwei Jahren nicht im Kino gewesen zu sein, dafür wird die Blu-ray aber demnächst hier einziehen!
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