Gelesen | Ninth House

Leigh Bardugo ist dank ihrem Grishaverse und vor allem der Six of Crows Dilogie im englischen Jugendbuchbereich eine der Autorinnen, an denen man einfach nicht vorbei zu kommen scheint. Mit ihrem neunten Buch wagt sie sich jetzt aber heraus aus dieser Zielgruppe, und hat mit Ninth House einen Reihenauftakt abgeliefert, der erwachsener nicht sein könnte: Geheimgesellschaften, die mit Magie spielen, Geistererscheinungen, ein Mord und eine Hauptperson, die eine Menge Trauma im Gepäck hat, geben sich neben einigem mehr die Klinke in die Hand.

Gelesen | Ninth House

Content Warnungen: Vergewaltigung eines Kindes, sexueller Missbrauch unter (magischem) Drogeneinfluss, Ertrinken, körperliche Gewalt, Blut, Drogensucht, Überdosis, Tod, Suizid, Erpressung, Selbstverletzung, erzwungener Verzehr von menschlichen Abfällen

Alex Stern erhält die Chance an der Eliteuniversität Yale mit einem vollen Stipendium zu studieren. Was sie dafür tun muss, scheint auf den ersten Blick simpel: Als Teil des so genannten neunten Hauses soll sie die Aktivitäten von acht Geheimgesellschaften im Auge behalten. Der Haken? Diese Gesellschaften beschäftigen sich mit Magie und okkulten Praktiken, und das nicht zu knapp. So nimmt der Leser beispielsweise direkt zu Beginn der Geschichte an einem Ritual gemeinsam mit Alex teil, indem aus den Innereien eines noch lebenden Menschen die Entwicklung auf den Finanzmärkten gelesen wird. Ihr zur Zeit steht dabei eigentlich der etwas ältere Student Daniel Arlington -dieser wird sehr treffend auch Darlington genannt-, welchem wir aber vordergründig in Rückblenden begegnen. Er ist zu Beginn der Geschichte schon einige Zeit verschwunden, zeitgleich ereignet sich ein Mord am Campus und Alex lässt das Gefühl nicht los, dass die anderen Häuser etwas mit diesen Ereignissen zu tun haben.

Bardugo ist in diesem Buch alles andere als zimperlich, und verlangt dem Leser einiges ab. Dabei ist vor allem der Anfang eine große Hürde, da man als Leser mittenmang rein geworfen wird in die Welt von Yale. Zwar gibt es eine Karte des Campus im Buch, aber bis man sich zurechtfindet, vergehen trotz alledem einige Seiten und das Magiesystem wird eher löchrig über das gesamte Buch erklärt. Dass Alex ein sehr verschlossener und unzugänglicher Charakter ist, macht das ganze nicht einfacher. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr öffnet sie sich aber und man fängt an ein Verständnis für sie zu entwickeln. Ich mochte diese Entwicklung sehr, auch wenn Alex schon fast zu viele schlimme Dinge widerfahren? Ja, sie ist eine Überlebende und dieser Umstand hat sie stark gemacht – aber diesen Umstand hätte man auch mit weniger erreichen können. Vor allem wenn einige Ereignisse mehr zum Schockieren des Lesers integriert werden als zur Stärkung unserer Protagonistin.

Maybe good things were the same as bad things. Sometimes you just had to let them happen. | Seite 399

Dank der Textauszüge zu Kapitelbeginn, verschiedenen Zeitebenen und sich überschlagenden Ereignissen liest man sich schnell durch die über 400 Seiten. Dabei hat mir das Mysterium um Darlingtons Verschwinden etwas mehr zugesagt als die Aufklärung des Mordes an Tara Hutchins, aber beide Handlungsstränge greifen sehr gut ineinander. Abgesehen von seinem schwerfälligen Anfang und ein, zwei Ereignissen, auf die man wirklich verzichten könnte -gerade eine Sache ist einfach nur widerlich!- hat Bardugo mit Ninth House einen tollen, düsteren Roman für ein älteres Publikum geschrieben. Das Buch trägt alles in sich, was eine gute Geschichte im Dark Academia Rahmen benötigt: Bücher, Freundschaft, (queere) Liebe, einen akademischen Rahmen, Tod, Klassenunterschiede, Mord… ich bin sehr gespannt, was das nächste Buch in dieser Reihe bereithalten wird – und was eine Serie hieraus vielleicht entsteht.


Weitere Eindrücke zum Buch findet Ihr bei Wild Heart Reads, Jess Just Reads und Kati’s Bookaholic Rambling Reviews.


BUCHDETAILS | ANZEIGE

HARDCOVER: 458 SEITEN | AUFTAKT ZUR ALEX STERN SERIE | VERLAG: FLATIRON BOOKS (08.10.2019) | ISBN:  978-1250313072 | DIE DEUTSCHE AUSGABE WIRD ALS ‚DAS NEUNTE HAUS‘ BEI KNAUR IM FRÜHJAHR 2020 ERSCHEINEN. | EINE SERIENADAPTION IST BEI AMAZON STUDIOS IN ARBEIT. | MEINE BEWERTUNG: 3.5/5

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