Marc-Uwe Klings Känguru-Chroniken sind ein Phänomen. Seit 2009 gibt es Geschichten mit dem kommunistischen Beuteltier, das sich beim Ich-Autor einquartiert und ihn immer wieder in spannende Wortgefechte und abstruse Situation zwingt. Vor allem die Hörbücher hierzu sind wahnsinnig beliebt, da diese quasi ungekürzte Livelesungen der Bücher von Kling sind. Ich selbst bin bei humoristischen Texten immer etwas skeptisch, aber da der Trailer zur Verfilmung der Känguru-Chroniken echt gut aussah, wollte ich es jetzt doch auch endlich mal mit dem Känguru probieren. Und glücklicherweise wurde ich eines besseren belehrt!
Es gibt insgesamt vier Bücher in den Chroniken, wobei die Känguru-Apokryphen als ein Bonusband betrachtet werden können, der nicht verwendete Episoden beinhaltet. Jedes Buch besteht aus kleinen Episoden, die lose miteinander verbunden sind und erst im dritten Band einem konkreten Plot folgen. Worum geht es im Kern? Eine ziemlich außergewöhnliche Freundschaft: Das kommunistische Känguru zieht in Berlin mit dem Kleinkünstler Marc-Uwe Kling in eine Wohngemeinschaft – und dabei brauchte es ursprünglich doch nur alle Zutaten und Gerätschaften, um Eierkuchen zu backen! Diese (zuerst) Zwangsgemeinschaft geht recht fix in eine Freundschaft über, die der Ich-Autor in Alltagsszenen beschreibt. Seien Diskussionen, wer denn nun mit dem Badputz dran sei, oder das Warten auf den anderen zu einem vereinbarten Zeitpunkt: Die Geschichten bestehen vor allem dadurch, dass man sich gut darin wiederentdecken kann. Wobei es zwischendurch auch immer wieder herrlich abstruse Momente gibt, die einen glatt vergessen lassen, das man hier einem wahrhaftig sprechendem Känguru in Berlin folgt.
Anfangs hat es mich etwas gestört, das die Geschichten so willkürlich daherkamen, im Nachhinein mochte ich dies aber. So kann man theoretisch jedes der Bücher irgendwo aufschlagen und ein, zwei Texte lesen ohne alle vier Teile am Stück lesen zu müssen, und der Humor funktioniert in den kurzen Geschichten auch einfach besser. In der Känguru-Offenbarung wird ein übergreifender Handlungsstrang eingeführt, der paradoxerweise für mich nicht funktioniert hat, eben weil er sich auf einmal durchziehen wollte. Ich hatte mich für das Anhören der Livelesungen entschieden, und Kling schafft es wunderbar seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Vor allem die Freunde aus dem Netzwerk mochte ich gerne, und habe mich immer wieder gefreut, wenn diese auftauchten. Leider hatten die Lesungen aber das Problem, das das Publikum natürlich reagiert – und ich mag Hintergrundlacher leider überhaupt nicht. Sind die Känguru-Chroniken lustig? Ja schon, aber für mich nicht brüllend, ich-muss-laut-auflachen-lustig.Alle Bücher haben unter 5 Stunden Laufzeit, sodass sich die Känguru-Chroniken schnell durchhören lassen. Es ist ein kurzweiliger Spaß, wobei die Geschichten zum mehrfachen Hören bzw. Lesen einladen. Bleibt am Ende eigentlich nur noch eine Frage offen:
