Gelesen | My Sister, the Serial Killer von Oyinkan Braithwaite

Was würdest du tun, wenn deine Schwester dich um Hilfe bittet? Vermutlich helfen, oder? Genau das macht Korede als ihre kleine Schwester sie bittet eine Leiche verschwinden zu lassen – nur bei der einen bleibt es nicht. Zu Beginn von My Sister, the Serial Killer (dt. Meine Schwester, die Serienmörderin) von Oyinkan Braithwaite ruft Ayoola ihre Schwester bereits das dritte Mal zu Hilfe, wieder hat sie ein Mann angegriffen, den sie in „Notwehr“ erstochen hat. Aber stimmt das? Und wie lange wiegen Familienbande mehr als der schlimme Verdacht eine Serienmörderin zu unterstützen?

My Sister, the Serial Killer

Die Ausgangssituation von My Sister, the Serial Killer ist genial und zieht einen sofort in den Bann dieses Thrillers. Korede ist eine sehr gradlinige, überordentliche Frau, was ihr in ihrem Beruf als Krankenschwester sehr gelegen kommt – und durch das ist sie mehr oder weniger die perfekte Komplizin für ihre Schwester Ayoola. Die ist klein, zierlich, wunderschön und auf den ersten Blick würde niemand erwarten, dass sie mit einem Messer zum Todesengel wird. Das Zusammenspiel der Schwestern, die sich teils in ihrer eigenen Sprache unterhalten, hat sehr viel Spaß gemacht, vor allem, je mehr Zweifel bei Korede aufkommen. Wie lange ist es in Ordnung der Schwester zu helfen? Wie beschützt man den nächsten Partner vor den tödlichen Tendenzen? Ist das überhaupt Koredes Aufgabe?

“I wonder what the chances are that the death of a person in the company of a serial killer would come about by chance.”

Braithwaite passt ihren Schreibstil perfekt Koredes Perspektive an: Die Sätze sind knapp, aber bestimmt und auf den Punkt, was sich durch das ganze Buch zieht. 226 Seiten wirken im ersten Moment sehr knapp, um diese Geschichte in Ruhe erzählen zu können, aber tatsächlich ist My Sister, the Serial Killer schnörkellos und kommt direkt auf den Punkt. Partner Vier steht in den Startlöchern, während das Verschwinden von Partner Drei immer mehr Fragen aufwirft – und vielleicht wollen beide Schwestern den selben Mann. Drama ist definitiv vorprogrammiert, und man fiebert sehr mit Korede mit. Wie wird sie sich entscheiden? Was macht Ayoola als nächstes? Durchschaut irgendjemand das Treiben von außen? Die Handlung spielt dazu in Lagos, was einige interessante Einblicke in Nigeria und seine Kultur bietet. Mit der Auflösung hätte ich so dann auch wirklich nicht gerechnet, und sie sorgt nur noch mehr dafür, dass My Sister, the Serial Killer als ein kleines Thriller-Kleinod hervorsticht.


Weitere Eindrücke findet Ihr bei Buchperlenblog, mel_booklover und crimenoir.


BUCHDETAILS | ANZEIGE

GEBUNDENE AUSGABE: 226 SEITEN | VERLAG: DOUBLEDAY BOOKS (20.11.2018) | ISBN:  978-0385544238 | DIE DEUTSCHE AUSGABE IST UNTER DEM TITEL ‚MEINE SCHWESTER, DIE SERIENMÖRDERIN‘ BEIM AUFBAU VERLAG ERSCHIENEN. |  MEINE BEWERTUNG: 5/5

4 Gedanken zu “Gelesen | My Sister, the Serial Killer von Oyinkan Braithwaite

  1. Aaaah klingt sehr schön. Ich liebäugele gerade mit dem Hörbuch. Nicht zuletzt, weil ich (längst überfällig) mehr von POC-Autoren lesen will. Da habe ich echt was aufzuholen … #BlackLivesMatter als Wachrüttler. Und ja, deine Liste, die du schon mal gepostet hast, habe ich mir abgespeichert ;) Heute abend gehts aber erstmal los mit James Baldwin.

    • Ich glaube das war für viele von uns ein Wachrüttler – und es gibt da echt eine Menge toller Titel zu entdecken! Welchen Titel von Baldwin hast du gelesen? Ich habe bislang nur ‚Dark Days‘ gelesen, und bei den Essays hatte ich das Gefühl das mir zu viel Hintergrundwissen fehlt… vielleicht gibt es da einen besseren Einstiegspunkt in sein Werk.

      • Ja an der Sache mit dem Hintergrundwissen ist was dran. Ich habe nur den Wikipedia-Artikel über Baldwin gelesen, der hat aber ehrlich weitergeholfen zu verstehen, warum Religion so eine große Rolle in seinen Essays spielt. So habe ich mehr aus Dusel und Zufall alles nötige bei der Hand gehabt um so einigermaßen durch „Nach der Flut das Feuer“ durchzusteigen. Aber ich denke das hält sich allgemein in Grenzen – die Essays kann ich auch so empfehlen. Bzw Essay und Brief. Jetzt lese ich gerade „Giovannis Zimmers“ was immerhin Fiction ist und nicht ganz soviel voraussetzt.

      • Danke für dein Feedback! Dann werde ich vor „Nach der Flut das Feuer“ auf jeden Fall auch in den Wikipedia-Artikel rein lesen, damit ich einen besseren Überblick habe :)

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