Gespielt | Eine Konferenz in 5 Akten: The Council ― The Complete Season

Episodenspiele sind aus mehreren Gründen schon quasi ein Genre an sich, das ich sehr gerne mag. Nicht nur liegt bei Ihnen ein großer Fokus auf der Handlung und Dialoge, sondern durch die Episodenunterteilung an sich gibt es natürliche Pausen und die Steuerung vergisst man auch als Gelegenheitsspieler nicht schnell. Leider ist die Auswahl an Titeln aber doch etwas überschaubar, nicht zuletzt seit dem Telltale Games nicht mehr produziert. Über The Council bin ich eher zufällig gestolpert, und die Beschreibung und Trailer haben mich sofort angesprochen:

„The Council beginnt im Jahr 1793. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Louis de Richet, Mitglied des Geheimbundes, nachdem er vom geheimnisvollen Lord Mortimer auf eine Privatinsel vor der Küste Englands eingeladen worden ist. Zu ihm gesellt sich eine Reihe hochrangiger Gäste, darunter Napoleon Bonaparte und George Washington, der Präsident der noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika. Doch die Besonderheit dieses privaten Empfangs hat nicht nur mit den namhaften Gästen zu tun – Richets Mutter ist kürzlich auf der Insel verschwunden und jeder einzelne der illustren Gäste scheint seinen eigenen Motiven zu folgen.“ ― aus der Spielebeschreibung auf Steam, eingesehen am 21.07.2020

Geheimbünde, eine vermisste Person, historische Persönlichkeiten, die auf eine Insel à la And Then There Were None von Christie für eine Konferenz zusammenkommen… ja, bitte! Da kommen direkt am Anfang schon so viele Fragen hoch, und im Laufe der fünf Episoden wird einiges enthüllt – aber es hat teilweise schon etwas von einem Fiebertraum.

The Council

Die Hauptfigur von The Council ist  Louis de Richet, der auf eine Insel reist um dort nach seiner verschwundenen Mutter zu suchen, nicht, um dort an der Konferenz teilzunehmen. Eigentlich. Er ist genauso ahnungslos wie der Spieler, und ich fand ihn direkt von Anfang an sympathisch. Es gibt drei verschiedene Klassen, die man für ihn wählen kann -Okkultist, Diplomat, Detektiv-, welche seine Fähigkeiten beeinflussen, wobei man diese später noch weiter ausbauen kann. Der Skill Tree ist tatsächlich eine kleine Besonderheit von The Council, die einem im Verlauf das Spielen leichter und schwerer machen kann, denn: Fähigkeiten beeinflussen die Dialogoptionen, die zur Auswahl stehen. Das Spiel lädt dadurch zum erneuten Spielen ein, denn nicht alle Geheimnisse lassen sich in einem Durchgang aufdecken.

Das Gameplay an sich ist recht simpel: Louis läuft auf der Insel, primär im Herrenhaus des Gastgebers herum, sammelt Dinge, führt Gespräche und ab und an gibt es Rätsel zu knacken. Diese Einfachheit ist aber auch gut, da die Personenkonstellation mit allen Geheimnissen und Intrigen so mehr glänzen kann – und die Rätsel haben es teilweise echt faustdick hinter den Ohren! Irgendwie hat Big Bad Wolf als Entwickler nur zwei Extreme im Angebot, super leicht oder super schwer. Gerade Religion und Kunst stehen dabei im Fokus für die Rätsel, und viele Gegenstände im Haus müssen betrachtet und in Kontext gesetzt werden. Bei drei dieser Rätsel musste ich die Lösung zu Hilfe nehmen, da mir dann doch die Handlung wichtiger als das Knobeln war… aber wer das mag, hat in The Council echt einiges zu lösen!

„But I only find myself surrounded by schemers: The president, the soldier, the duchess, the cardinal and those who invited us here… but I won’t be a pawn in their games.“

Die ersten drei Episoden des Spiels sind recht solide, und bieten jede Menge spannende Wendungen und Cliffhanger. Jede Episode ist an sich in drei Unterkapitel aufgeteilt, wobei jedes die Geschichte gut vorantreibt und die Handlung zwar noch fiktiv, aber realistisch bleibt. Der Weg des Okkultisten und ein Geheimbund an sich deuten allerdings darauf hin, dass das nicht ewig so bleiben kann – und genau das kommt in den letzten beiden Episoden voll zu tragen. Was eine 180° Drehung! Nicht schlecht, aber super unerwartet und wirklich, ‚Fiebertraum‘ ist hierfür der absolut passende Ausdruck.

Wie jedes Episodenspiel muss auch The Council die Illusion aufrecht erhalten, dass die vom Spieler getroffenen Entscheidungen Konsequenzen haben. Bin ich noch etwas sauer, dass die finale Auseinandersetzung mein Ende vermasselt hat? Etwas. Allerdings wirkt die Illusion dadurch umso mehr, und The Council verpasst Louis beispielsweise auch ein blaues Auge im Ladebildschirm, wenn er durch die Dusseligkeit des Spielers geschlagen wurde. Wie cool ist das bitte?! Allgemein ist das gesamte Design, seien es die Charaktere, das Haus oder Texturen sehr hochwertig und detailliert. Die Sprecher und Musik runden das ganze dazu perfekt ab, und man versinkt schnell in der beklemmenden Welt von The Council.

Aktuell arbeitet der Entwickler mit Vampire: The Masquerade – Swansong an einem neuen Spiel, das mit etwas Glück nächstes Jahr kommen soll, und ich freue mich jetzt schon riesig auf dieses neue Abenteuer!


The Council ist ein in 5 Episoden aufgeteiltes Spiel, welches Ihr entweder als Komplettpaket oder jede Episode einzeln für PC, XBox One oder PS4 bekommt. Falls Ihr mehr Eindrücke inkl. Spoilern zu den einzelnen Episoden lesen wollt, schaut unbedingt bei Vanessa auf whatchaa wobei – ihre Beiträge hierzu sind super unterhaltsam!

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