Rezensionsexemplar | In den letzten Jahren hat sich ein Trend bei Actionfilmen herausgebildet: Ältere Schauspieler werden zu Kampfmaschinen aller Couleur, die Dinge tun, die man eigentlich nicht machen können sollte und gefühlt von Film zu Film (meistens sind es nämlich Filmreihen) nur besser werden – so ein wenig als wären sie Wein, der reift. Ein Paradebeispiel für diesen Trend? Keanu Reeves mit seiner Rolle des ehemaligen Auftragskillers John Wick, der quasi als Ein-Mann-Kampfmaschine Teile der kriminellen Unterwelt in bisher drei Filmen wegfegt. Mit B hat er jetzt einen blutigen Comichelden geschaffen, der ihm wortwörtlich auf den Leib geschneidert und alles andere als zimperlich ist… dagegen sehe selbst John Wick alt aus!
Klappentext
Ein Krieg ohne Ende, ein Mann ohne Grenzen: B – halb Mensch, halb Gott – ist verflucht und kann sich dem Sirenengesang der Gewalt nicht entziehen. Auch wenn dies bedeutet, dass sein Verstand pausenlos auf der scharfen Messerklinge des Wahnsinns balanciert … Nach Jahrhunderten eines Lebens im unstillbaren Blutrausch scheint B nun bei der US-Regierung einen Zufluchtsort gefunden zu haben und kämpft für diese in jenen Schlachten, die für alle anderen zu gewalttätig und gefährlich erscheinen. Im Austausch für seine Dienste wird B die Erfüllung seines größten Begehrens in Aussicht gestellt: die Wahrheit über seine blutdürstige unsterbliche Existenz zu erfahren … und wie man dieser ein Ende bereiten kann.
B wie Berserker
Der erste Band von BRZRKR schmeißt einen direkt rein ins Geschehen, und macht zwei Dinge gleich klar: 1.) B ist quasi der Archetyp des Berserkers und taugt daher allerhöchstens zum Antiheld, und 2.) Keanu Reeves‘ Charakter ist durch und durch sein Charakter, den gleich, wenn man das Cover sieht, sieht man im ersten Moment eigentlich Reeves. Da überrascht es einen auch nicht, dass die ursprüngliche Kickstarter-Kampagnie satte 1.447.212 $ für sein Comic-Debüt eingespielt hat und Netflix bereits an einer Adaption arbeitet. Reeves ist irgendwie Kult und sympathisch als Künstler, und deswegen war ich auch so gespannt auf Band 1 von BRZRKR. Was für eine Art Geschichte würde er in diesem Format erzählen wollen?
„…ich hab viele Verbindungen gespürt. Letztendlich tun sie nur weh. Verbindungen enden nie gut für mich.“ | aus BRZRKR 1, Kapitel Eins
Auf Deutsch gibt es den Comic in drei verschiedenen Formaten: Softcover, Hardcover und Hardcover mit Übergröße. Ich habe ihn im Softcover-Format gelesen, und fand dieses Format sowohl von der Größe als auch von der allgemeinen Qualität her sehr angenehm – allein das Papier fühlt sich hochwertig an und die Farben kommen gut darauf heraus. Der Name ist hier aber wirklich Programm und Reeves und Co. geizen nicht mit Blut und Gewalt, wenn B von der Leine gelassen wird. Action und Gemetzel stehen für diesen Charakter quasi auf der Tagesordnung, und es wundert einem beim Lesen nicht, dass B dieser Existenz überdrüssig ist. Seine einzige Motivation um nun als Kampfmaschine für die US-Maschine zu agieren ist die Aussicht, dass diese endlich seine Unsterblichkeit entschlüsseln und er somit dem ewigen Kreislauf der Gewalt entkommen kann. Highlander lässt irgendwie grüßen, und es würde mich wundern, wenn das nicht eine der Inspirationen für diese Geschichte ist.
yay oder nay?
Der erste Band von BRZRKR stellt die Weichen für die Geschichte: Als Leser lernen wir B, seine Herkunft, Motivation und aktuelle Lage sowie einen (vermutlichen) weiteren Schlüsselcharakter kennen. Es ist ein solides Fundament, welches an der perfekten Stelle stoppt, um einen Lust auf den nächsten Teil zu machen, und ich war fasziniert davon, wie sehr die ersten Lebensjahre von B hier bereits aufgegriffen wurden. Ebenso bin ich immer noch sehr neugierig darauf, wo die Reise schlussendlich hingehen wird… Ich hätte mir nur insgesamt etwas mehr für den Auftakt gewünscht? BRZRKR ist wie gesagt absolut solide, geht aber halt auch keine Risiken ein oder überrascht groß. Reeves ist eindeutig das Zugpferd, und ich hoffe sehr, dass sich nicht zu stark darauf ausgeruht wird – eben weil man Reeves als Kampfmaschine bereits in anderen Geschichten erleben kann und ein Neo oder John Wick trotz dem herben Actionfokus immer weitere spannende Facetten mitbringen. Im September geht es mit B weiter, und dann wird sich zeigen, ob der Berserker neben jeder Menge Blut und Gemetzel noch mehr zu bieten hat.
Weitere Eindrücke zum Comic findet Ihr bei Letterheart, DerStigler und Neunte Kunst.



Der Trailer ist echt klasse;)
Alles Liebe
Josie