True Crime ist momentan der sprichwörtliche heiße Scheiß. Sei es als Podcast oder Serie, wenn es sich mit wahren Fällen, am besten Mordfällen, auseinandersetzt, sind die Leute dabei. Es geht eine ungemeine Faszination davon aus nicht nur eine Geschichte zu erfahren, sondern eine, die sich wirklich ereignet hat – und gerade bei Podcasts kommt einem schnell das Bild eines Lagerfeuers in den Sinn, an welchem man Gruselgeschichten lauscht. Die Art und Weise, wie diese Geschichten erzählt und verarbeitet werden, ist dabei entscheidend und genau das steht im Zentrum von Devil House.

Gage Chandler ist ein Autor, der sich auf True Crime spezialisiert hat. Sein erstes Buch, The White Witch, über einen Mordfall in seiner Heimatstadt war sehr erfolgreich und er hat sich mittlerweile in dieser Nische einen Namen gemacht. Für sein neuestes Projekt will er sich nun mit einem ungelösten Mordfall in einem ehemaligen Erotikladen Ende der 80er auseinandersetzen und kauft die Immobilie hierfür kurzerhand. Chandler hat eine recht eigenwillige Art der Recherche und Immersion, und gerade diese hat mich neugierig gemacht. Was bringt seine teils regelrechte Obsession über kleinste Details für neue Erkenntnisse? Kann er den Fall so aufklären oder will er zu einem ganz anderen Schluss kommen?
John Darnielle erzählt in Devil House nicht nur von Chandlers Arbeit, sondern lässt uns auch Teile der Manuskripte von ihm sowie zwei Abschnitte lesen, die die Geschichte immer wieder in ein anderes Licht tauchen, Das macht es alles über weite Strecken verworren, und hätte ich nicht das Gefühl gehabt, das Darnielle etwas am Vorbereiten ist mit diesem Handlungsaufbau hätte ich die etwas mehr als 400 Seiten vermutlich nicht durchgehalten…
Murder seldom inspires much lasting interest beyond the houses it strikes.
Devil House liefert viele Denkanstöße zum Schreibprozess und die bearbeiteten Fälle von True Crime, wie es nach solchen Ereignissen weitergeht und wer oder was alles davon betroffen ist. Die Manuskripte von Chandler zeigen einen gelösten und einen ungelösten Fall und sind in vielerlei Hinsicht Spiegelungen voneinander, die dazu jede Menge Klischees, Vorurteile und Stereotypen des Genres (und Chandlers!) aufgreifen. Leider benutzt Darnielle aber einen sehr abgedroschenes Handlungselement, um Chandler im Verlauf des Buches einen Spiegel vorzuhalten und ihn zu gewissen Handlungen zu verleiten – und die daraus resultierende Auflösung von Devil House hat für mich einfach nicht funktioniert? Das Haus als Schloss, eine Clique als Tafelrunde, welche ihr Schloss verteidigt, Nachfahren von Königen und Analogien über vergessene Zeitalter, die zu Archetypen werden… Denkanstöße sind gut und schön, aber nach all den Seiten endet das Buch gefühlt einfach ohne wirkliches Ende. Chandler ist ratlos, sein Gesprächspartner ist ratlos und der Leser, der ist auch ratlos. Ein Kapitel mehr oder einige Seiten weniger hätten Devil House vermutlich sehr gut getan, aber als Auseinandersetzung mit True Crime, welche gerade einen Profiteur dieser Vorfälle ins Zentrum stellt, ist es trotzdem lesenswert!
Weitere Eindrücke zum Buch findet Ihr bei Zachary Houle, Read By Dusk und Read Listen Watch.