Wenn der Hausverkauf zum Alptraum wird: How to Sell a Haunted House von Grady Hendrix

Grady Hendrix schreibt unkonventionelle Horrorgeschichten – und ich lieb’s. Jedes seiner Bücher dreht sich um eine bekannte Trope oder Archetyp, wobei es immer einen Twist gibt und das Ende kaum vorhersehbar ist. Mit How to Sell a Haunted House hat er sich jetzt dem Spukhaus als solchem angenommen… und wie macht man ein Spukhaus noch gruseliger? Indem man es vollstopft mit Puppen aller Art natürlich :) 

Grady Hendrix: How to Sell a Haunted House

Louise und Mark sind Geschwister, die sich nicht viel zu sagen haben und gut und gerne nun als Erwachsene auf Kontakt miteinander verzichten könnten. Entsprechend stellt es die Beiden vor gewisse Herausforderungen, als ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen, und sie nun neben anderen Entscheidungen vor allem vor einer stehen: Was soll mit dem Elternhaus und den Dingen darin geschehen? Wo Mark am liebsten einfach alles vom Entrümpler entsorgen lassen würde, da möchte Louise erstmal sichten – den das Haus ist voll mit der Puppensammlung ihrer Mutter, Nippes und diverser Kunstprojekte neben dem regulären Hausrat. Relativ fix kommt es dabei zu merkwürdigen Zwischenfällen und Ungereimtheiten, die die gesamte Haushaltsauflösung ins Stocken bringen.

“I’ll come right out and say it,” Mercy told them. “Strange noises, bad vibes, your mom and dad recently passed— Your house is haunted and I’m not selling it until you deal with that.” | Seite 150

Es ist schwierig über die Ereignisse in How to Sell a Haunted House zu schreiben ohne zu spoilern, da fast alle Details ineinandergreifen: Schon allein der Unfall der Eltern ist kein Zufall, und Hendrix zeigt großartig, wie der Spuk fast schon wie bei stiller Post von einem Familienmitglied aufs nächste überspringt. Trauer und familiäres Trauma sind in How to Sell a Haunted House prägende, aber auch schwere Themen und ich mochte, wie der Horror erst langsam in die Geschichte reinsickert – vor allem, da schon genug realer Horror von Anfang an vorhanden ist. Hendrix spielt in allen seinen Geschichten immer mit der Möglichkeit, das die übernatürlichen Ereignisse eigentlich gar nicht übernatürlich sind, und auch hier kann man viel auf die Trauer der Geschwister schieben, wenn man mag. Dazu sind die Puppen ein absoluter Geniestreich, den nicht nur ist das Haus mit ihnen fast schon zugemüllt, was das normale Ausräumen schon erschweren würde, nein, sie dienen zusätzlich noch dem Spuk. Das ganze wird zwar immer wieder mit lustig-absurden Sequenzen aufgelockert, aber leichte Kost ist diese Geschichte auf keinen Fall.

Ich hatte bei Hendrix natürlich keine klassische Spukhausgeschichte erwartet, aber ich war positiv überrascht, das er dieses Element nutzt um zu zeigen, das nicht nur Häuser heimgesucht werden können. Louise, Mark, ihre Mutter, sie alle haben ihre Sicht auf die Familie und eigene Gespenster, sodass es keine einfache Lösung für den Spuk gibt. Die Beziehung der Geschwister geht durch einige Höhen und Tiefen im Verlauf der Handlung, und wie diese Menschen, die ohne den Familienhintergrund kein Wort miteinander wechseln würde, sich irgendwie zusammenraufen müssen, war wahrscheinlich mein liebster Aspekt. Beide sind auf ihre Art und Weise von der Familie geprägt, gehen mit den Ereignissen anders um – und der Schlusspunkt ist absolut passend gewählt. Für mich definitiv die beste Geschichte von Hendrix bisher, aber ich bin gespannt, womit er einem als nächstes den Schlaf raubt!


Von Grady Hendrix habe ich auch schon We Sold Our Souls sowie The Southern Book Club’s Guide to Slaying Vampires gelesen und besprochen. Weitere Eindrücke zu How to Sell a Haunted House findet Ihr dagegen bei Thoroughly Modern Reviewer, The Library Ladies und Tostevin writes.


BUCHDETAILS | ANZEIGE

TASCHENBUCH: 400 SEITEN | VERLAG: BERKLEY  (17.01.2023) | ISBN: 978-0593547731 | MEINE BEWERTUNG: 5/5

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