[Gelesen+Gesehen] Fantastic Beasts and Where to Find Them

2016 ist für Potterheads ein ausgesprochen gutes Jahr. Mit Harry Potter and the Cursed Child gibt es seit dem Sommer eine neue Geschichte von J.K. Rowling, in der wir unter anderem auch dem goldenen Trio wiederbegegnen, drei kurze Anthologien mit Hintergrundinformationen kamen im September heraus und seit Mitte November ist es möglich, in ein ganz neues, anderes Kapitel der Zaubererwelt einzutauchen: Fantastic Beasts and Where to Find Them.

fbawtftDie Geschichte, die Rowling in fünf Filmen erzählen möchte, spielt zeitlich gut sechzig Jahre vor den Ereignissen in Harry Potter. Der Zauberer Newt Scamander reist 1926 nach New York mit einem mysteriösen Koffer, in dem etliche magische Tierwesen verstaut sind. Man nimmt der Handlung nicht zu viel voraus, wenn man sagt, dass ihm dadurch einige Schwierigkeiten entstehen -sowohl in der magischen Welt als auch in der der No-Maj (der amerikanische Begriff für Muggle).

Fanastic Beasts ist als Schulbuch bereits 2001 im Rahmen von Comic Relief erschienen. Dem dem Leser wird Autor Scamander eigentlich nur am Rande kurz vorgestellt, da es in erster Linie ein kleines Lexikon zu magischen Tierwesen ist. Gespickt mit Anmerkungen von Harry und Ron im Text ist das Buch keine hundert Seiten lang, wodurch im Vorfeld schon die Frage war, wie daraus eine mehrteilige Filmreihe konzipiert wird.

Newt Scamander : „My philosophy is that worrying means you suffer twice.“

Es gibt zwei große Handlungsbögen in der Geschichte von Fantastic Beasts: Die Tierwesen aus Newts Koffer und Gellert Grindelwald. Ich finde es spannend, wie Rowling diese beiden verknüpft und gerade mit letzterem den (wahrscheinlich) übergreifenden Handlungsstrang für die ganze Filmreihe anlegt. Ebenso gefallen mir die Querverweise zwischen Fantastic Beasts und der Harry Potter Reihe bisher sehr gut!

Als Ergänzung zum Film finde ich das Drehbuch sehr gelungen und hatte sehr viel Vergnügen dabei, die Geschichte nach dem Kinobesuch so noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Design und die Illustrationen durch MinaLima sind im wahrsten Sinne des Wortes goldig! Das Drehbuch wurde ebenfalls von J.K.Rowling geschrieben und ist in einer wirklich wunderschön gestalteten Ausgabe ein paar Tage nach Filmstart erschienen. Ob es Not tut, neben dem Film auch eine Buchausgabe des Drehbuchs zu haben, ist sicherlich diskutierbar. Mir hat es im Nachhinein aber doch geholfen, einiges noch mal in Ruhe nachlesen zu können. Der Dialog des Films ist vollgestopft mit Informationen, Anspielungen, Humor und und und, was manchmal neben dem Visuellen beim Schauen einfach untergegangen ist. Deswegen bin ich unter anderem auch überzeugt, dass mir der Film noch mehr gefallen wird, wenn ich ihn öfter gesehen habe. Beim Lesen des Drehbuchs fand ich es außerdem interessant zu sehen, wie anders manche Szenen sich lesen im Gegensatz dazu wie sie im Film wirken. Besonders bei einer Szene verändert sich die Wirkung komplett durch ein Komma und eine angegebene Emotion für mich.

Geht ein Muggle in ’ne Bank…

Ich hatte das Vergnügen den Film gemeinsam mit der lieben Orc im Kino zu sehen und wir haben einige Tage später mit Katrin über das Gesehene gesprochen. Mein Internet mochte an dem Abend zwar leider nicht so ganz, aber das Gespräch mit den beiden hat einige spannende und lustige Aspekte mit sich gebracht – vielen Dank noch einmal an euch beide dafür :)


BUCHDETAILS | ANZEIGE
Verlag: Little, Brown Book Group
ISBN: 9781408708989
Erscheinungsdatum: 19.11.2016
Rating: 5/5

[Gesehen] The Neon Demon

Aktuell bin ich in einer kleinen Leseflaute, habe dafür aber große Lust auf Filme. Am Wochenende hatte ich endlich die Gelegenheit The Neon Demon zu sehen und bin immer noch etwas hin- und her gerissen, ob ich ihn nun mochte oder nicht…neon-demon

Die junge Jesse, hübsch aber naiv, kommt nach Los Angeles, um Model zu werden. Durch ihre frische und unverbrauchte Schönheit wird sie schnell zu einem Liebling der Fotografen, Designer und ihrer Agentur – ein Umstand, der auch ihrer Konkurrenz, den älteren Models, nicht lange verborgen bleibt. Ruby, eine Maskenbildnerin, die Jesse bei einem Shooting kennen lernt, wird zu einer Art Mentorin und Freundin, die ihr hilft in der gefährlichen (Mode-)Welt von LA zurecht zu kommen.

„On one level, Jessie can be seen as, you know, a deer in the headlights, an innocent coming to a giant city of sin. At the same time, she could be an evil Dorothy, coming to the city in order to poison the Wizard.“ – aus: Interview: Nicolas Winding Refn on The Neon Demon, Steve Macfarlane für Slant Magazine 24.06.2016 [x]

Es ist schwierig, einzelne Szenen zu beschreiben, da in The Neon Demon viel ineinander greift und manche Szenen erst zum Schlussakt ihre Wirkung entfalten. So gibt es zum Beispiel ein sehr triviales Gespräch über Lippenstift, welches in seiner dreifachen Bedeutung nicht direkt ersichtlich wird. Generell hält Refn den Dialog sehr knapp und vieles wird eher durch die Bilder kommuniziert. Und in diesen Bildern kann man sich gut und gerne verlieren: Es wird viel mit Farbe und ihrer Bedeutung gearbeitet (vor allem Blau und Rot!) und Refn setzt immer wieder auf lange, ruhige Kamerafahrten, wodurch manche Aufnahmen fast wie Gemälde oder Fotografien wirken.

Die Geschichte in The Neon Demon wird klar mehr gezeigt statt erzählt und der Film ist mehr Kunstfilm als Unterhaltung. Mit der Erwartung sollte man auch lieber an den Film herangehen, denn viel Handlung hat der Streifen für 117 Minuten nicht gerade anzubieten. Viele der Bilder und gezeigten  Metaphern muss man sich als Zuschauer selbst erschließen, wobei Assoziationen mit der Geschichte von Narziss oder der Gestalt Elizabeth Báthory definitiv gewollt sind. Ein teilweise sehr merkwürdige Film und nicht ganz das, was ich mir unter dem Trailer vorgestellt hatte…

[Gesehen] Smaragdgrün

Nachdem der letzte Teil der Edelstein-Trilogie jetzt schon etwas länger im Kino läuft, habe ich es diese Woche auch endlich rein geschafft. Ich mochte die Bücher sehr gerne, und die beiden ersten Filme waren (gerade für deutsche Verfilmungen) erstaunlich gut gelungen. Smaragdgrün dagegen hat mich nach gut zwei Stunden etwas ratlos zurückgelassen.Smaragdgrün Zeitreisegeschichten werden immer kompliziert, wenn hin und her gereist wird, ohne Frage. Auch in Smaragdgrün geht es wieder relativ munter durch die Zeit, und die Handlung setzt zeitnah nach Saphirblau ein. Gwen und Gideon sind zerstritten, hegen aber beide Zweifel an den Zielen der Loge und des Grafen. Es gilt weiterhin, die Vollendung des Blutkreislaufs im Chronographen zu verhindern und irgendwie über den verflixten Liebeskummer hinweg zu kommen. So weit, so gut.

Weniger gut dagegen ist das Drehbuch. Ich hatte mich eigentlich geärgert, dass ich keinen Reread der Bücher mehr geschafft hatte, aber im Endeffekt bin ich froh drüber: Ein Großteil der Handlung wurde umgeschrieben und zwar ordentlich. Vielleicht wären ein paar der Ideen gar nicht schlecht, aber sie haben absolut keinen Raum und Zeit (ha!) im dritten Teil, um sich zu entfalten. Dadurch schleichen sich einige Logiklöcher ein, und es wird einfach nicht klar, warum diese Entscheidungen getroffen worden. Zahlreiche überflüssige Szenen sind nämlich noch da, warum also das Buch neu erfinden?

Genauso verwirrend empfand ich die zig Anspielungen auf Hamlet, und wie viele Charaktere im Endeffekt einfach hintenüberfallen. Bestes Beispiel dafür ist Grace. Wieso nicht einfach einen Nebensatz einbauen à la „Loge hat sie weggeschickt“? Vielleicht wäre auch diese Schwäche nicht so krass ins Auge gesprungen, wenn die Darsteller der gesamten Trilogie nicht noch einmal in den Credits auftauchen würden… Maria Ehrich und Jannis Niewöhner haben mir in den Hauptrollen wieder sehr gut gefallen, wohingegen Johannes von Matuschka komplett überdreht seine Rolle spielt. Der restliche Cast schrumpft im Lauf des Films immer mehr zusammen, wobei Laura Berlin noch einiges aus ihrer Figur raus holen darf.

Es gibt eine kurze Referenz an die Bankenkrise und Totalüberwachung genauso, wie eine eigentlich recht traurige Szene, bei der im Kino so ziemlich alle lachen mussten: An manchen Stellen weiß man wirklich nicht, ob Smaragdgrün sich selbst ernst nimmt beziehungsweise welche Zielgruppe überhaupt angesprochen werden soll. Trotz der vielen negativen Aspekte bin ich froh, dass die gesamte Trilogie mit einem einheitlichen Cast verfilmt wurde und zur Abwechslung mal nicht gekünstelt auf vier Verfilmungen gestreckt werden musste. Smaragdgrün ist für mich zwar der schwächste Film der Reihe, bis zu einem bestimmten Punkt hat er aber bestens unterhalten. Wenn man die Bücher ausklammert (oder vielleicht noch nicht gelesen hat), ist Smaragdgrün für einen DVD-Abend nächstes Jahr nicht verkehrt – einen Kinogang kann man sich aber sparen.

rating: 2.5/5