[Rückblick] März 2018

Obwohl es von den Zahlen eigentlich gar nicht so schlecht aussieht – gefühlt war der März ein sehr durchwachsener Lesemonat. Vielleicht überschatten ein paar der schwächeren Titel es auch? Die meisten davon habe ich nämlich erst gegen Ende des Monats gelesen. Hmm, so oder so ist der März jetzt ebenfalls geschafft und wir sind im Frühling angekommen. Mehr Motivation und länger Tageslicht – yay!

Höhepunkt: The Secret Loves of Geek Girls
Tiefpunkt: Der Tag des Opritschniks
Gelesene Seiten: ca. 4.244
Ø Bewertung: 3,1/ 5 

Mir hat Der Schneesturm von Vladimir Sorokin recht gut letztes Jahr gefallen, und ich hatte noch zwei Bücher von ihm ungelesen hier: Der Tag des Opritschniks hat mich allerdings sowohl von der Sprache als auch einigen Szenen so abgestoßen, dass ich es abgebrochen habe. Am Zuckerkreml habe ich ebenfalls kein großes Interesse mehr und beide Bücher sind ausgemistet. Schade! Aber sich unnötig quälen bringt ja auch nichts. Marias Testament von Colm Tóibín wird ebenfalls ausgemistet: Der Autor lässt die Mutter von Jesus darin erzählen, wie sie dessen Weg zum Kreuz erlebt und wie das Bild von ihm durch seine Anhänger gestaltet wird. Die Idee dahinter fand ich gut, nur die Umsetzung schwächelt – eventuell hätte eine längere Form der Geschichte besser getan.

Monatsrückblick | März 2018
Zusammensetzung: 8 Printbücher; 5 Manga; 2 Sachbücher

Die Begeisterung für Manga und Comics ist immer noch präsent, und ich habe mit Dreamin‘ Sun und Horimiya zwei neue Reihen begonnen. Beide sind wunderschön gezeichnet, romantisch (aber nicht zu kitschig) und fangen bereits gut an. Bei Manga bin ich nur tatsächlich immer ein wenig vorsichtig beim Bewerten, weil ich mir die Reihen lieber im ganzen anschaue. Comics gab es im März nur so halb, denn in der Anthologie The Secret Loves of Geek Girls sind zwar unter anderem Comics enthalten, aber es ist kein reiner Comic. Mir war im ersten Moment zwar nicht bewusst, dass hier keine Fiktion enthalten ist, sondern es um die tatsächlichen Erfahrungen der Beitragenden geht, aber umso schöner war die Überraschung! Viele der Beiträge sind eher von Geek Women und gerade das mochte ich; das Aufzeigen, dass die Begeisterung für Dinge wie Comics, Videospiele, Fandoms, etc. nicht mit einem Ablaufdatum daherkommt. Alle Altersstufen dürfen sich dafür begeistern und natürlicherweise schwappen diese Themen in andere Lebensbereiche mit über. Es gibt noch eine Fortsetzung sowie ein Band über The Secret Loves of Geeks, die ich ebenfalls noch lesen mag.

Alle verschlungenen Titel des Monats:
• 
Christine Heppermann: Frag mich, wie es für mich war Bewertung: 3/5 | Beitrag
Hope Nicholson (Hrsg.): The Secret Loves of Geek Girls Bewertung: 4/5
Holly Bodger: 5 to 1 Bewertung: 3/5
Renée Knight: Disclaimer Bewertung: 2/5
Seanan McGuire: Beneath the Sugar Sky Bewertung: 4/5
• 
Arina Tanemura: Time Stranger Kyoko – Luxury Edition Bewertung: 4/5
 
Ichigo Takano: Dreamin‘ Sun 1 Bewertung: 3/5
• 
Ichigo Takano: Dreamin‘ Sun 2 Bewertung: 4/5
Vladimir Sorokin: 
Der Tag des Opritschniks abgebrochen
Amie Kaufman; Jay Kristoff: Obsidio Bewertung: 4/5 | Lesetagebuch
Hero; Daisuke Hagiwara: Horimiya 1 Bewertung: 3/5
 Hero; Daisuke Hagiwara: Horimiya 2 Bewertung: 3/5
China Miéville: 
October: The Story of the Russian Revolution Bewertung: 4/5
• Colm Tóibín: Marias Testament Bewertung: 2/5
Catherynne M. Valente: The Glass Town Game Bewertung: 3.5/5

“There is kindness in the world, if we know how to look for it. If we never start denying it the door.” 
― Seanan McGuire: Beneath the Sugar Sky

[Gelesen] Frag mich, wie es für mich war

Rezensionsexemplar | Erwachsen werden, die erste Liebe erleben… all das kann schon mit genug Problemen verbunden sein. Für die 15-jährige Protagonistin Addie aus Christine Heppermanns Buch Frag mich, wie es für mich war endet es damit jedoch nicht, sondern etwas ganz anderes droht ihre Welt zum Einsturz zu bringen: Sie wird ungewollt schwanger. Der Weg zu ihrer Entscheidung, wie sie hiermit umgehen will, und wie es nach dieser Entscheidung für sie weitergeht, erzählt Heppermann auf 229 Seiten in Versform – teils tragisch-komisch, teils ernst-hoffnungsvoll.

Christine Heppermann: Frag mich, wie es für mich war

Davor – danach – dazwischen?

Als Leser begleitet man Addie durch die Monate April bis Oktober und erlebt mit ihr zuerst, wie es zu ihrer Schwangerschaft kommt. Trotz allem hoffen und beten setzt ihre Monatsblutung nicht ein: Addie ist schwanger. Viele Möglichkeiten bleiben ihr nicht, und Addie entschließt sich zu einer Abtreibung, wobei sie Unterstützung sowohl durch ihre Eltern als auch ihren Freund erfährt.

Heute

würde ich alles
geben für
Blut
auf dieser knochenweißen Binde. | Seite 44

Heppermann legt den Fokus dabei jedoch mehr auf das danach und wie der Eingriff Einfluss auf Addies Leben in den folgenden Monaten nimmt. Soll sie sich schuldig fühlen? Ist es in Ordnung, in manchen Dingen nun weniger Sinn zu sehen bzw. ihre Interessen zu verändern? Gibt es Menschen, mit denen sie darüber reden kann ohne gleich verurteilt zu werden? Wem ist sie was schuldig? Etwas überreizt wird ihr innerer Konflikt, indem Addie auf eine katholische Mädchenschule geht, in der das Thema Abtreibung sehr einseitig im Unterricht behandelt wird, und Addie neben ihren normalen Gedanken immer wieder kleinere Aufsätze an die Gottesmutter schreibt, wo sie unter anderem genau dies bemängelt.

Versform ≠ Gedichte

Diese kleinen Aufsätze und ein Handlungsstrang gegen Ende haben sich mir etwas entzogen, wobei ich im ganzen die Annäherung durch Versform an das Thema ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung gerade für eine jugendliche Zielgruppe sehr gelungen fand. Heppermanns Verse, die sich größtenteils wie Gedankenfetzen von Addie lesen, sind kurz und lesen sich rasch. Gerade für Jugendliche, die sonst nicht so viel lesen, dürfte das sehr angenehm sein. Manche Abschnitte ziehen sich über zwei Seiten, manche sind nur wenige Sätze stark, unterschiedliche Schriftarten, -größen und Absätze werden benutzt. Es ist kein alltägliches Format, aber für solch ein nicht alltägliches Thema perfekt geeignet!

Worüber man nicht spricht

Heppermann gelingt es gut, einen Eindruck davon zu vermitteln, was in Addie in den Monaten vorgeht, in die man sie als Leser begleitet. Klar spielen dabei ihr schulischer Hintergrund und Wohnort in Amerika eine Rolle, aber die Geschichte lässt sich gut auf andere Orte und Gegebenheiten übertragen. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings gewünscht, dass Heppermann etwas mehr in Addies Gedankenwelt abtaucht oder uns an bestimmten Gesprächen mehr teilhaben lässt. Auch ein Hinweis auf mögliche Beratungsangebote oder ähnliches für Jugendliche in der gleichen Situation wie Addie hätte ich gut gefunden. So oder so ist es großartiges, dass dieses Buch etwas thematisiert, dass viel zu gerne immer noch von der Gesellschaft totgeschwiegen wird und etwas ist, worüber man nicht oder kaum spricht.

„Du bist kein Roboter, Addie. Du musst nicht laufen,
sobald sie dich einschalten.“ | Seite 148


Wer nach einem Buch in gleicher ‚Machart‘ sucht, wo sich die Jugendliche für das Austragen des Kindes entscheidet, dem sei Eine Nacht von Margaret Wild empfohlen. Mehr Eindrücke zu Frag mich, wie es für mich war gibt es bei Skyline Of Books und Weinlachgummis Naschtüte.


VIELEN DANK AN BELTZ & GELBERG UND VORABLESEN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR!

BUCHDETAILS | ANZEIGE

Verlag: Beltz & Gelberg
ISBN:  978-3-407-82360-1
Erscheinungsdatum: 07.02.2018
Übersetzer: Kanut Kirches
Meine Bewertung: 3/5