[Gelesen + Gesehen] Blade Runner: Träumen Androiden von elektrischen Schafen?

Technischer Fortschritt hat meist auch seine Tücken: In der Zukunftsvision Blade Runner (OT: Träumen Androiden von elektrischen Schafen?) von Philip K. Dick ist es im Jahr 2012 möglich, Androiden herzustellen, die sich kaum noch von wirklichen Menschen unterscheiden. Das einzige Hilfsmittel zur Unterscheidung ist ein Empathietest und auch der birgt manche Lücken. Gar nicht so einfach also für den Blade Runner Rick Deckard, gleich mehrere auf die Erde geflüchtete Androiden zu fassen und auszuschalten!

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„Stimmt es, Mr Deckard, dass Sie Kopfgeldjäger sind?“ | Seite 50
Der Traum vom Schaf

1968 ist der Roman von Philip K. Dick zum ersten Mal erschienen und der breiten Maße wohl am ehesten durch die Verfilmung Blade Runner aus dem Jahr 1982 bekannt.  Die Verfilmung hat ihren ganz eigenen Reiz, aber greift nur einige der Themen des Buches auf: Als Leser begleitet man Rick Deckard, der bei einer Spezialeinheit der Polizei als sogenannter Blade Runner arbeitet. Sein Job ist es, auf die Erde geflüchtete Androiden auszuschalten, wobei dies durch immer bessere Modelle schwieriger wird. Es ist eine triste, post-apokalyptische Welt in der Deckard lebt, in der es kaum noch Pflanzen oder Tiere gibt. Die Menschheit verkümmert ebenfalls immer mehr, sodass unter anderem Maschinen, genannt Stimmungsorgeln, gebraucht werden, um überhaupt noch Gefühle zu empfinden. Der einzige Traum, der Deckard noch antreibt, ist, ein echtes Schaf zu besitzen – und durch seinen neuesten Auftrag rückt dieser in greifbare Nähe.

Neuauflage eines Klassikers

Deckards Jagd auf die Androiden stellt zwar den Großteil der Handlung da, aber auch John Isidore, ein Mann, der aufgrund seiner mentalen Fähigkeiten schwerlich einen Empathietest bestehen würde, spielt eine große Rolle. Dick beschäftigt sich mit der Frage, was einen Mensch zum Menschen macht und wie man dieses Menschsein erfassen kann. Wie kann man sich selbst überhaupt seiner eigenen Menschlichkeit sicher sein? Und ab wann hört ein Ding auf, nur ein Ding zu sein? Die Androiden sehen sich selbst nicht als Maschine. Ist es trotzdem richtig, sie auszuschalten und ihnen keinen freien Willen zuzusprechen?

„Wie lauten Ihre Anweisungen“, fragte Eldon Rosen, „für den Fall, dass ein Mensch bei Ihrem Test als Androide eingestuft wird?“ | Seite 64

Die Fragen, die Dick in seinem Roman stellt, lesen sich auch 49 Jahre später noch brandaktuell. Serien wie Westworld oder Filme wie Ex Machina befassen sich mit der Singularität, und hinterfragen den Menschen als höhste Entwicklungsform. Umso schöner, dass jetzt kurz vor Filmstart von Blade Runner 2049 das Buch nochmal in neuem Gewand und neuer Übersetzung durch Manfred Allié bei FISCHER Tor erschienen ist! Allié ist die Übersetzung sehr geglückt und man mag kaum glauben, dass das Buch nicht gerade erst geschrieben wurde.

Eine Zukunft ohne Zukunft

Wer den Film Blade Runner mochte oder sich allgemein für Science Fiction rund um Singularität interessiert, sollte sich den Roman auf auf alle Fälle einmal anschauen. Der Roman ist zwar eine Zukunftsversion, die nicht zur Realität geworden ist, aber durchaus noch denkbar wäre. Das allein macht schon einen großen Reiz der Geschichte aus, wobei Deckards Jagd nach den Androiden ebenfalls sehr spannend zu lesen ist. Der Roman gibt zudem Denkanstöße, beispielsweise zum Fernsehen oder Statussymbole der Gesellschaft. Dick gibt einem nur sehr wenige Beschreibungen, wodurch ich es in diesem Fall angenehmer fand, die Verfilmung im Vorfeld zu sehen. Ridley Scott hat die Geschichte in ein Cyperpunk trifft Film noir Flair getaucht, und allein die Bilder sind einfach nur großartig! Die Fortsetzung, Blade Runner 2049, startet am 5. Oktober in den deutschen Kinos und ich bin gespannt, ob noch weitere Themen aus der Buchvorlage aufgegriffen werden.


Weitere Eindrücke zum Buch findet ihr hier bei Würfelheld, Medienjournal und Die GedankeneckeWer sich für die Verfilmungen interessiert, findet hier noch ein paar Infos:


BUCHDETAILS | ANZEIGE

Verlag: FISCHER Tor
Übersetzer: Manfred Allié
ISBN: 9783596297702
Erscheinungsdatum: 24.08.2017
Rating: 4/5

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Bücher, Bücher! Neuzugänge im April

Wäre ich ein Niffler, wären Bücher meine Goldmünzen. Oder so ähnlich. Ich verräume Neuzugänge aber auch immer gleich in die Regale und merke eigentlich erst, wie viele es tatsächlich über den Monat geworden sind, wenn ich sie für diesen Beitrag wieder heraussuche. Neuer Plan deshalb: Neue Bücher erstmal auf einem Tischen stapeln und am Ende des Monats einräumen. Vielleicht hilft es ja, damit es nicht wieder so aus dem Ruder läuft?

Zu den Gründen, warum genau jedes einzelne der Bücher im April einziehen durften, spreche ich h i e r eine gute halbe Stunde.

haul-apr17Sarah Ahiers: Assassin’s Heart / Chantal Thomas: Leb wohl, Königin! /  Rodger Watson; Helen Rappaport: Capturing the Light: The Birth of Photography, a True Story of Genius and Rivalry / S.E. Hinton: The Outsiders Peter Clines: Der Raum JP Delaney: The Girl Before / T.R. Richmond: Wer war Alice / Cherie Priest: Ich bin Princess X / Rainbow Rowell: Carry On / Charlie Human: Apocalypse Now Now. Schatten über Cape Town / Mira Grant: Parasite / Philip K. Dick: The Man in the High Castle / Steven Rowley: Lily und der Oktopus / Brian K. Vaughan; Fiona Staples: Saga, Vol. 7 / Elena Favilli; Francesca Cavallo: Good Night Stories for Rebel Girls / Charlie Jane Anders: Alle Vögel unter dem Himmel / Hilary Mantel: A Place of Greater Safety / Sarah Porter: Vassa in the Night / Sylvain Neuvel: Waking Gods / Laini Taylor: Strange the Dreamer / Julie Murphy: Dumplin‘ / Nina LaCour: We Are Okay / Mackenzi Lee: Cavaliersreise / William Golding: Herr der Fliegen

“What kind of life can you have in a house without books?”
Sherman AlexieFlight