[Gelesen+Gesehen] Weltengänger | Weltenträumer

Eigentlich lebt Kirill Maximov ein ganz normales Leben in Moskau, was sich plötzlich in Luft aufzulösen scheint. In seiner Wohnung findet er abends eine fremde Frau wohnend vor, sein Hund und die Nachbarn erkennen ihn nicht, auf der Arbeit erinnert man sich ebenfalls nicht an ihn und auch die Behörde kann keine Papiere zu ihm finden. Kirill glaubt an einen üblen Scherz, aber damit hat es seine Richtigkeit: Er ist zu einem sogenannten Funktional geworden, besser gesagt einem Zöllner. Fortan soll er einen Übergang zwischen den Welten in Moskau betreuen, und sich mit dieser Rolle abfinden. Wieso, weshalb, warum – Kirill schwirren verständlicherweise eine Menge Fragen im Kopf herum. Die Suche nach den Antworten führt ihn in diverse Welten und spannt sich über die Weltengänger-Romane von Sergej Lukianenko: Weltengänger und Weltenträumer.

Weltengänger | Weltenträumer

Von Lukianenko wollte ich immer noch die Wächter-Romane lesen und hatte vor einer ganzen Weile ein Paket mit diversen Büchern von ihm erstanden, unter anderem auch den Weltengänger-Romanen. Ein Glück, denn der Trailer zur Verfilmung von Weltengänger hat mir riesige Lust auf die Geschichte gemacht! Bevor der Film fürs Heimkino erschien, habe ich mit der Dilogie begonnen und bin recht flott durchgekommen, denn die Geschichte von Kirill ist unglaublich spannend!

Mein letzter und zugleich schrecklichster Gedanke war: Und was, wenn ich das alles bloß träume? | Weltenträumer, Seite 79

Neben unserer Welt existieren in dieser Dilogie noch diverse Parallelwelten, wovon nur wenige Personen bzw. hauptsächlich die Funktionale wissen. Diese üben verschiedene Berufe aus, wobei der des Zöllners einer der spannendsten ist. So bekommt Kirill zum Beispiel einen alten Wasserturm in der Nähe von Bahngleisen als Zollstelle zugeteilt, welcher sein Inneres an Kirills Bedürfnisse anpasst und erst nach und nach preisgibt, welche Welten von dort zu betreten sind. Wenige Meter von meiner Bahnstation steht auch so ein Wasserturm, was meine Fantasie beim Lesen eigentlich nur noch mehr befeuert hat. Nachdem ersten Schrecken über das scheinbare Vergessen seiner Existenz und der Enthüllung seiner neuen Funktion ist Kirill auch zuerst begeistert. Der Turm ist bequem, die Aufgabe recht simpel, der Strand nur eine Tür entfernt genauso wie eine Reihe anderer, fantastischer Welten. Nur eigentlich mochte Kirill sein einfaches Leben und er hinterfragt deshalb viel. Diesen Aspekt mochte ich sehr an ihm, den er nimmt nicht leichtgläubig die Dinge hin, die ihm geschehen. So kommen nach und nach die Schattenseiten der Funktionale zu Tage und das eben nicht alles so toll ist, wie sie versuchen Kirill glauben zu lassen. Kirills erklärtes Ziel ist es daher auch bald, wieder sein altes Leben zurückzugewinnen.

Theoretisch folgen die Weltengänger-Romane eigentlich einer sehr simplen Idee, die vor allem durch den Aspekt der Parallelwelten mehr ausgebaut wird. Gerade im ersten Band fiebert man sehr mit Kirill mit, was sich wohl hinter all den Türen in seinem Turm verbirgt und welche Personen er in den anderen Welten treffen wird. Lukianenko hat für diese Welten wirklich aus dem vollen geschöpft und ich wüsste gerne so viel mehr über so einige von ihnen. Es gibt sehr futuristische Welten ebenso wie antike oder Steam Punk-esque. Das ist auch eine Sache, wo die Verfilmung sehr punkten kann, denn die visuelle Umsetzung ist doch recht beeindruckend.

Weltengänger führt einen gemeinsam mit Kirill in die Welt der Funktionale ein und er erhält bereits einige Antworten zu Ende des Romans. Eigentlich ist es ein recht gutes Ende, denn Kirill stehen einige Optionen offen und trotzdem könnte man hier schon die Geschichte enden lassen. Generell mochte ich diesen Roman sehr, weil er einen so gut mitnimmt und das Mysterium unterhält. Wären ein paar Kommentare von Charakteren nicht gewesen und gäbe es noch einen vernünftigen weiblichen Charakter, hätte ich Weltengänger vollkommen geliebt.

Die Verfilmung habe ich danach gesehen und sie ist wirklich gut geworden – wobei hier ab einem gewissen Punkt die Handlung etwas vom Roman abweicht. Anscheinend muss eine Liebesgeschichte mehr im Fokus für einen Film stehen, aber die Änderungen könnten definitiv interessant für eine Verfilmung von Weltenträumer werden. Gerade die Darstellung der Leine, welche man auch im Trailer sieht (wenn Kirills Knochen durch die Haut schimmern), fand ich sehr gut gemacht. Ähnlich wie der Roman nimmt sich der Film ordentlich Zeit um Kirill und das Leben, was er verliert, vorzustellen und den Kontrast zu seinem neuen als Zöllner herauszuarbeiten. Wie bei vielen russischen Filmen ist der Dialog aber recht spärlich, und ich glaube es kann nicht schaden Vorkenntnisse zur Handlung durch den Roman zu haben.

Weltenträumer setzt nicht lange nach dem ersten Band ein und gemeinsam mit Kirill hetzt man nur so durch die Welten. Das hat zwar Spaß gemacht, aber ich hatte schon beim Lesen etwas bedenken wie das alles vernünftig enden soll, wo durch nur noch so wenige Seiten zu lesen waren… Die Weltengänger-Romane hätten gut und gerne noch ein drittes Buch vertragen können, denn Weltengänger liest sich bis aufs Finale wie ein erstklassiger zweiter Band einer Trilogie. Ich kann mir nicht helfen, aber das Finale wirkte wie dran geklebt und war furchtbar antiklimaktisch. Wenn die geplante Verfilmung da das Ruder irgendwie rum reißen kann, würde mich das wirklich freuen. Trotzdem hat mich diese Dilogie gut unterhalten und auf jeden Fall Lust auf mehr von Lukianenko gemacht. Wer einem Mix aus Fantasy, Science Fiction und Parallelwelten nicht abgeneigt ist, kommt mit den Weltengänger-Romanen sicher auf seine Kosten.


Weitere Eindrücke zu den Büchern bzw. der Verfilmung findet Ihr bei Katis Buecherwelt, Aglayabooks und Buchwurm.


FILMDETAILS | ANZEIGE

ORIGINALTITEL: CHERNOVIK | PRODUKTIONSLAND: RUSSLAND | STUDIO: CAPELIGHT PICTURES (2018, DEUTSCHLAND) | SPIELDAUER: 116 MINUTEN | FSK: FREIGEGEBEN AB 12 JAHREN | REGISSEUR: SERGEY MOKRITSKIY | DARSTELLER: NIKITA VOLKOV, SEVERIJA JANUSAUKAITE, YULIYA PERESILD, IRINA GORBACHEVA UND WEITERE

BUCHDETAILS | ANZEIGE

*WELTENGÄNGER | TASCHENBUCH: 590 SEITEN | ORIGINALTITEL: Черновик | BAND 1 DER WELTENGÄNGER-ROMANE | ÜBERSETZT AUS DEM RUSSISCHEN VON CHRISTIANE PÖHLMANN |  VERLAG: HEYNE (01.11.2007) | ISBN: 978-3453523494 | MEINE BEWERTUNG: 4/5
*WELTENTRÄUMER | TASCHENBUCH: 493 SEITEN | ORIGINALTITEL: Чистовик | BAND 2 DER WELTENGÄNGER-ROMANE | ÜBERSETZT AUS DEM RUSSISCHEN VON CHRISTIANE PÖHLMANN |  VERLAG: HEYNE (26.01.2009) | ISBN: 978-3453524606 | MEINE BEWERTUNG: 2.5/5

[Rückblick] September 2018

Das Gute am September? Ich habe vielleicht nicht besonders viel gelesen, aber dafür endlich mal wieder zwei Wälzer! Die Weltengänger Dilogie von Sergej Lukianenko war ein kleines Wechselbad der Gefühle, da der zweite Band leider stark nachlässt – dafür hat mir die Verfilmung zum ersten Teil aber sehr gut gefallen. Dazu folgt aber später in einem separaten Beitrag noch mehr.

Höhepunkt: Sadie
Tiefpunkt: Emergency Contact
Hörbuch: Sadie | Emergency Contact
Gelesene Seiten: ca. 2.861
Ø Bewertung: 3,42 
/ 5 

Comics, Manga und Horbücher funktionieren für mich aktuell am besten und so habe ich in der Richtung wieder viel verschlungen. Bei Horimiya bin ich endlich auf dem aktuellen Stand und mochte den zehnten Band wieder viel lieber als die beiden schwächeren Bände davor. Mittlerweile sind einem die Charaktere einfach ans Herz gewachsen, wobei diese Reihe es einem theoretisch bei jedem Band ermöglicht aufzuhören. Die Seite zu Silvester mochte ich am meisten.

Rückblick | September 2018
Zusammensetzung: 4 Printbücher; 1 eBook; 1 Manga; 5 Comics; 2 Hörbücher

Kill or be Killed ist mit dem vierten Sammelband beendet, was echt schade ist – ich hätte gerne noch ein, zwei Bände mehr gehabt. Mit dem Ende an sich bin ich allerdings zufrieden und freue mich die ganze Geschichte an einem regnerischen Tag irgendwann noch mal am Stück verschlingen zu können. Aus der Bücherei hatte ich noch die beiden Unerschrocken Bände da, die auf ganz tolle Weise Biografien von besonderen Frauen erzählen… dazu schlummert ebenfalls noch ein Beitrag in den Entwürfen.

Nachdem ich Sadie beendet hatte, hab ich es mit dem Hörbuch zu Emergency Contact probiert und das dann aber recht schnell wieder ausgemacht. Die Idee und Gestaltung des Buches wirkten so vielversprechend, was die Protagonisten dann recht schnell zu nichte machen. Sam ist der Kerl mit Bad Boy Image inklusive vieler Tattoos, aber weichem Kern, während Penny Lee einfach nur unsympathisch mit ihrer Umwelt umspringt und Gedankengänge zum Weglaufen hat.

Alle verschlungenen Titel des Monats:
Sergej Lukianenko: Weltengänger
 Bewertung: 4/5
Ed Brubaker; Sean Phillips: Kill or be Killed Vol. 4 Bewertung: 5/5
Aimée Carter: Das göttliche Mädchen Bewertung: 1/5 | Beitrag
Patrick Süskind: Perfume. The Story of a Murderer Bewertung: 2/5
Katja Klengel: Girlsplaining Bewertung: 5/5 | Beitrag
Courtney Summers: Sadie Bewertung: 5/5 | Video
Hero; Daisuke Hagiwara: Horimiya 10 Bewertung: 4/5
Sergej Lukianenko: Weltenträumer Bewertung: 2,5/5
Mary H.K. Choi: Emergency Contact abgebrochen
Pénélope Bagieu: Unerschrocken, Bd. 1 Bewertung: 5/5
Pénélope Bagieu: Unerschrocken, Bd. 2 Bewertung: 5/5
• Brian K. Vaughan; Jared K. Fletcher; M. Wilson; C. Chiang: Paper Girls 4 Bewertung: 4/5
• Markus Heitz: DOORS. Der Beginn Bewertung: 2/5
Valente: The Girl Who Fell Beneath Fairyland and Led the Revels There Bewertung: 3/5

“Or maybe you get so used to the mess of home, you convince yourself over time everything’s exactly where it belongs.” ― Courtney Summers: Sadie

[Leseplan] September 2018

Mit dem Beginn von September rückt der Herbst in greifbare Nähe, ist das nicht wundervoll? Ich bin ein Herbstkind und freue mich wirklich schon riesig auf diese Jahreszeit! Passend dazu ist der Leseplan für den September gleich etwas düsterer geraten, und ich mag mich mal wieder an Fantasy und Klassikern versuchen. Gerade an Klassikern hat sich allmählich doch eine beachtliche Zahl angesammelt, die ich peu à peu abbauen mag – nicht, dass am Ende alles vom SuB außer den Klassikern runter ist. Zwar wird das dieses Jahr nichts mehr, aber zum Ende von 2019 hin möchte ich wirklich keinen SuB mehr haben. Lassen wir uns überraschen, ob das klappt! Nun aber erstmal zur Auswahl für diesen Monat:

  • Sergej Lukianenko: Weltengänger (Die Weltengänger Romane #1)
    Diesen Monat erscheint die Verfilmung von Weltengänger fürs hiesige Heimkino und ich freue mich einfach so sehr auf diesen Film! Der Trailer sieht einfach super vielversprechend aus -ich liebe russische Filme!-, und da ich die Vorlage eh da habe, ist es der perfekte Tritt in den Allerwertesten, um endlich meinen ersten Roman von Lukianenko zu lesen.
  • Catherynne M. Valente: The Girl Who Fell Beneath Fairyland and Led the Revels There (Fairyland #2)
    Vor drei Jahren habe ich den ersten Teil dieser Reihe gelesen, geliebt – und tja, irgendwie nie weitergelesen. Da ich gerade in der Stimmung für Valente bin, und es zudem um September geht, passt dieses Buch mir super in den Kram.
  • Patrick Süskind: Perfume: The Story of a Murderer
    Auf Twitter wurde die Tage über gute bzw. weniger gute Schullektüre gesprochen, wobei immer wieder Das Parfüm genannt wurde. Das hat mich direkt daran erinnert, dass dieser Klassiker noch ungelesen im Regal steht und ich ja eh mal wieder vermehrt in diesem Bereich lesen mag. An die Verfilmung erinnere ich mich nur noch dunkel, da würde sich ein weiteres Anschauen nach der Lektüre ähnlich wie bei Weltengänger also anbieten!
  • Haruki Murakami: The Elephant Vanishes
    Murakami ist wie Valente ein Autor, von dem noch so einiges ungelesen im Regal steht… auf der einen Seite hamster ich diese Titel gerne für Zeiten, wo nichts neues von diesen Autoren erscheint, auf der anderen Seite möchte ich diese Geschichten auch entdecken. Mir ist gerade noch nicht nach einem Roman von Murakami -der Commendatore ist noch zu frisch im Kopf-, Kurzgeschichten dagegen sind optimal für Zwischendurch.
  • Alexander Pushkin: Eugene Onegin
    Im August habe ich ungeplant mit In Paris With You eine Geschichte inspiriert von Eugene Onegin gelesen, wodurch sich das Entdecken der Vorlage jetzt perfekt anbietet. Zudem ist es quasi der russische Klassiker schlechthin und ähnlich wie Faust komplett in Versen geschrieben, was mich umso neugieriger macht.

Leseplan | August 2018

“There must be blood, the girl thought. There must always be blood. The Green Wind said that, so it must be true. It will be all hard and bloody, but there will be wonders, too, or else why bring me here at all? And it’s the wonders I’m after, even if I have to bleed for them.” ― Catherynne M. Valente: The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making