Sex, Drugs, Rock ’n‘ Roll und die Geschichte einer Band: Daisy Jones & The Six

Die Beatles, The Rolling Stones, ABBA, U2, Nirvana… Es gibt diese großen, ikonischen Bands, die einfach jeder kennt, egal, ob durch die Musik oder nur vom Namen her. Genau so eine Band ist auch die fiktive Gruppe Daisy Jones & The Six aus Taylor Jenkins Reids gleichnamigen Roman: Ende der 70er Jahre laufen ihre Songs auf allen Radiosendern rauf und runter, sie spielen in ausverkauften Stadien, zieren Zeitschriftencover und sind auf dem Weg nach ganz oben, bis die Band sich nach einem Konzert am 12. Juli 1979 ohne Angabe von Gründen plötzlich trennt.

Taylor Jenkins Reid: Daisy Jones & The Six
The truth often lies, unclaimed, in the middle. | Seite 3

Der Weg zur Spitze

In Daisy Jones & The Six melden sich gut 40 Jahre nach der Trennung nun die Bandmitglieder sowie einige Weggefährten zu Wort. Mittels Oral History erzählen sie von der Zeit zwischen Mitte der 60er bis Ende der 70er Jahre, und nicht immer stimmen ihre Erinnerungen dabei hundertprozentig überein. Trotzdem entspinnt sich nach und nach die Geschichte der Band und man fliegt nur so durch die Seiten, weil man einfach wissen muss, was geschehen ist. Wie sind diese sieben Personen zu einer ikonischen Gruppe geworden? Was hat sie geprägt, was schließlich getrennt? Dabei polarisieren vor allem zwei Bandmitglieder: Daisy Jones und Billy Dunne.

Feuer und Wasser

Daisy wächst in L.A. auf und kommt auf dem Sunset Strip recht früh mit Rockstars, der Musikszene und Drogen in Berührung. Ihre Schönheit lässt sie das ein oder andere Mal wie die perfekte Muse erscheinen, aber Daisy will mehr als nur die Inspiration hinter der Musik sein: Sie will ihre eigenen Songs schreiben und auf der Bühne singen.

I had absolutely no interest in being somebody else’s muse. I am not a muse. I am the somebody. End of fucking story. | Seite 16

Wo Daisy eher rebellisch ist und sich teilweise von ihrem Instinkt leiten lässt, da ist Billy pedantisch und kontrollsüchtig. Zuhause warten Frau und Kind auf ihn und seine Band ist solide aufgestellt, nur fehlt das gewisse Etwas, um sie in der Masse herausstehen und die Charts erklimmen zu lassen. Billy schreibt die Songs und gibt den Ton an, die anderen Mitglieder der Band ordnen sich unter. Obwohl Daisy und Billy auf den ersten Blick nicht kompatibel wirken, sind sie kreativ doch auf einer Wellenlänge. Nur machen ihre Unterschiede sie stärker oder driften sie dadurch mehr auseinander? Ist der Eindruck der Öffentlichkeit zu den Beiden richtig oder gibt es vielleicht noch eine Geschichte hinter der Geschichte?

Hype und Perspektiven

Es gibt nicht die eine Vorlage für Daisy Jones & The Six, sondern diese fiktive Gruppe und ihre Erlebnisse sind wie ein Kaleidoskop aus realen Gruppen und Ereignissen, was durch die Form der Oral History nur verstärkt wird. Die unterschiedlichsten Perspektiven und Eindrücke -nicht nur zu Ereignissen, sondern auch Personen- sorgen für eine unglaubliche Vielschichtigkeit; alles wirkt so greifbar und real. Gerade deswegen hat mich die die Geschichte dieser Band von den ersten Seiten an vollkommen in ihren Bann gezogen, denn obwohl einem so viel bekannt vorkommt, hat man hier eine Perspektive, die man eben normalerweise nicht hat: Statt als Teil der Öffentlichkeit oder Fangemeinde über die Dynamik innerhalb der Band nur spekulieren zu können, nimmt Reid die Leser quasi Backstage mit. Man ist hautnah bei allen Ereignissen dabei, schaut beim Entstehungsprozess der Band und später ihres legendären Albums Aurora über die Schulter, spielt Mäuschen in den Hotelzimmern und und und. Und das ist absolut faszinierend! Gerade die verschiedenen Blickwinkel auf die Personen helfen diesen Leben einzuhauchen. Bei der ersten Begegnung mit Daisy hatte ich zum Beispiel Sorge, dass Reid hier ein Manic Pixie Dream Girl geschrieben hat – aber das ist Daisy eben nicht oder nur auf den ersten Blick.

We write songs about women. Women will crush you, you know. I suppose everybody hurts everybody, but women always seem to get back up. You ever notice that? Women are always still standing. | Seite 217

Wenngleich das Hauptthema von Daisy Jones & The Six der Aufstieg und die Trennung der Band ist, so zieht sich doch noch ein weiteres durch den Roman: Starke Frauen, die ihren Weg finden. Wirklich alle weiblichen Charaktere waren der Hammer, und jede hatte ihre ganz eigenen Probleme, Stärken und Facetten. Simone war die beste Freundin, die man sich wünschen kann, Camila voller Hoffnung, Stärke und Verständnis, Karen mutig und gefühlt ihrer Zeit voraus, Daisy das It-Girl und Rebellin, die die Konventionen sprengt – in jeder konnte man sich wiederfinden oder Inspiration entdecken. Vor allem, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass wir uns in den 70er Jahren befinden, ist es teilweise krass was diese Frauen erleben und bewegen.

2018 war The Seven Husbands of Evelyn Hugo -ebenfalls ein Roman in Interviewform über eine starke Frauenfigur- von Taylor Jenkins Reid in aller Munde, und ähnlich ergeht es momentan Daisy Jones & The Six. Eine Miniserie ist bereits in Planung, der Buchclub von Reese Witherspoon hat das Buch gelesen und es wird fast durchweg positiv besprochen, das schraubt die eigenen Erwartungen natürlich hoch. Am Ende ist die Geschichte dieser Band nicht so überraschend oder voller Wendungen gewesen, wie ich ursprünglich gedacht hatte, sondern fast schon simpel in ihren Grundzügen. Reid sorgt jedoch dafür, dass man wirklich glauben kann, dass es diese Band gab – und verdammt, was will ich aktuell Aurora hören können!

You know when she had me? When I knew that song was fucking great? When she said, „When you think of me, I hope it ruins rock ’n‘ roll.“ | Seite 221


Weitere Eindrücke zum Buch findet Ihr bei TraumrealistinJenna Bookish, Kath Reads und Bookmunch.


BUCHDETAILS | ANZEIGE

GEBUNDENES BUCH: 335 SEITEN | VERLAG: HUTCHINSON (05.03.2019) | ISBN: 978-1786331502 |  ZUM BUCH GIBT ES EINE UNGEKÜRZTE HÖRBUCHFASSUNG MIT FULL CAST, DIE ICH NUR EMPFEHLEN KANN! DER VERLAG HAT ZUDEM EINE PLAYLIST ZUM BUCH AUF SPOTIFY ERSTELLT; DIESE FINDET IHR H I E R | MEINE BEWERTUNG: 4/5

2 Gedanken zu “Sex, Drugs, Rock ’n‘ Roll und die Geschichte einer Band: Daisy Jones & The Six

Hinterlasse eine Antwort zu Jede Menge Zimtschnecken und zwei verschiedene Wege zum Happy End: Das Glück und wir dazwischen von Taylor Jenkins Reid Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..