Wo die eine Seite Magie von den Göttern bezieht, da nutzt die andere Blutmagie und beide wähnen sich im Recht damit: Die Länder Kalyazin und Tranavia befinden sich seit gut hundert Jahren im Krieg ohne das ein Ende in Sicht wäre. Nadezhda (Nadya) Lapteva könnte da das Zünglein an der Wage sein, da sie in der Lage, ist mit dem ganzen Götterpantheon von Kalyazin in Verbindung zu treten und dadurch ihre Magie alle anderen in den Schatten stellt. Durch unvorhergesehene Ereignisse findet sie sich aber auf einmal hinter den feindlichen Linien wieder als Teil eines waghalsigen Plans, an dessen Ende die Ermordung des Königs von Tranavia steht… und damit fangen die Schwierigkeiten eigentlich erst so recht an.

Ich hatte mich im Vorfeld schon riesig auf den Auftakt zur Something Dark and Holy Trilogie von Emily A. Duncan gefreut, und war im großen und ganzen recht begeistert von Wicked Saints. Würde ich es allerdings als Jugendbuch einordnen? Der Verlag gibt eine Empfehlung für die Altersgruppe 13-18 Jahre ab, und damit tue ich mich wirklich schwer. Die Charaktere sind zwar Jugendliche, einige Szenen sind aber wirklich nicht ohne. Neben Blutmagie, die wirklich jede Menge Blut fordert, kommt auch Folter und Mord vor – und die Vultures sind ein ganzes Horrorkabinett für sich. Persönlich würde ich Wicked Saints für Leser ab 16 Jahren und im allgemeinen Fantasybereich einordnen, aber YA lässt sich wohl einfach besser vermarkten.
Just a peasant girl who grew up in a monastery. A girl who would die for believing she was anything more than that. | Seite 223
Der Krieg der beiden Länder, die vom mittelalterlichen Polen und Russland inspiriert sind, wird von Duncan auch in den Protagonisten aufgegriffen: Mit Nadya folgt man als Leser einer Klerikerin aus Kalyazin, während es in anderen Kapiteln um Serefin Meleski, den Kronprinzen von Tranavia, geht. Den Kapiteln vorstehen Auszüge aus theologischen Schriften beider Länder, die die Welt und das Magiesystem noch etwas mehr verdeutlichen. Dank dem Perspektivwechsel wird schnell deutlich, dass es keine rein gute oder böse Seite in diesem Krieg gibt, und so fiebert man mal mit den Charakteren mit, mal möchte man sie ob ihrer Taten nur kräftig schütteln.
Neben Nadya und Serefin spielt noch ein dritter im Bunde eine tragende Rolle: Malachiasz Czechowicz, ein desertierter Blutmagier und Häretiker aus Tranavia. Er stolpert buchstäblich über Nadya und ist im Verlauf der Handlung eine richtige Wildcard, die man nie richtig einschätzen kann. Gerade in Verbindung mit Nadya, die durch ihren Kontakt mit den Göttern einen sehr starken Glauben besitzt, ist Malachiasz sehr interessant zu beobachten – und dank einiger Entwicklungen im Verlauf von Wicked Saints bin ich echt gespannt, wo für ihn die Reise hingeht!
„We’re all monsters, Nadya,“ Malachiasz said, his voice gaining a few tangled chords of chaos. „Some of us just hide it better than others.“ | Seite 233
Wicked Saints ist eine sehr blutige, düstere Fantasygeschichte, in der Intrigen, Politik, Monster und Religion eine tragende Rolle spielen. Das muss man sicherlich mögen, aber die Kombination funktioniert perfekt – kaum zu glauben, dass das hier der erste Roman von Emily A. Duncan ist! Wie so häufig mit Fantasybüchern können auch in Wicked Saints die Namen eine Stolperfalle sein. Hierfür fand ich das Hörbuch wirklich großartig, da die Sprecher für Nadya und Serefin leicht slawische Akzente hatten und die Namen gut vermitteln konnten, es gibt aber auch einen Pronunciation Guide (siehe weiter unten). Und falls ihr bei den erwähnten Charakteren schon ein Liebesdreieck am Horizont erahnt, kann ich euch da schon mal beruhigen: Diese nervige Trope bleibt einem in Wicked Saints erspart! Jetzt heißt es nur gut ein Jahr auf Ruthless Gods -Arbeitstitel für Band 2- warten… und das nach einem Ende, bei dem man sofort weiterlesen mag.

Weitere Eindrücke zum Buch findet Ihr bei Kat from Minas Morgul, the dreamgrove und Xpresso Reads.
Also, „düstere Fantasygeschichte, in der Intrigen, Politik, Monster und Religion eine tragende Rolle spielen“ klingt schon ziemlich gut, aber die Einstufung als Jugendbuch für 13- bis 18-Jährige versetzt meiner Neugier einen argen Dämpfer. :-(
Nun ja, das, und die Tatsache, dass ich das Buch lieber in einer deutschen Übersetzung lesen würde. ;-)
Ich verstehe die Einstufung auch nicht wirklich… eigentlich müsste es neben YA noch ein NA geben, was nicht nur aus Liebesgeschichten besteht für genau solche Titel.
Hmm, schauen wir mal, ob es eine Übersetzung bekommt! Auf der NYT Bestsellerliste war es, Aufmerksamkeit müsste also gegeben sein 🤔
Gerade diese Liebesgeschichten, die meistens irgendwo zwischen vorhersehbar und fragwürdig pendeln, sind es, die mir den Zugang zum YA-Genre massiv verbauen. Na ja, das, und mein Alter. :-) Umso besser, wenn dieses Thema hier fehlt.
Na, wir werden sehen, ob das Buch immer noch meine Aufmerksamkeit bekommt, falls und wenn es denn mal auf deutsch erscheint … :-)
Deine Rezension hat mich nun wirklich neugierig gemacht. Insbesondere der Hinweis, dass es kein so nerviges (und vorhersehbares?) Liebesdreieck gibt. Kommt direkt auf meine Bücherwunschliste (die leider immer länger wird :D )
Ich schleiche schon so lange um das Buch herum, unsicher ob es etwas für mich ist. Deine Rezension hat mich jetzt völig überzeugt! Danke dafür!
Gerne doch :)
Ich hoffe, dass Buch wird dich ebenfalls begeistern!
[…] Die Rezension zum ersten Band Wicked Saints findet Ihr HIER. […]