Gelesen | The Invisible Life of Addie LaRue von V. E. Schwab

Wenn du alle Zeit der Welt bekämst, um diese zu entdecken, und der Preis hierfür wäre, dass sich niemand an dich erinnern kann, würdest du diesen Deal eingehen? Addie LaRue tut es auf jeden Fall in The Invisible Life of Addie LaRue (dt. Das unsichtbare Leben der Addie LaRue) von V.E. Schwab, und hat dadurch mit einigen Konsequenzen zu leben. Nach über 300 Jahren ist sie mittlerweile zwar fast daran gewöhnt, bei niemanden im Gedächtnis zu bleiben – aber die Begegnung mit Henry, der sich an sie erinnert, stellt alles auf den Kopf. Wie kann das sein? Und welche Folgen wird diese Begegnung haben?

V. E. Schwab: The Invisible Life of Addie LaRue
The Invisible Life of Addie LaRue ist gefühlt DER Herbsttitel der englischsprachigen Buchwelt, und ich war gespannt, was Schwab aus der Ausgangslage für Addie zaubert. Die Idee eines Teufelspakts ist einfach super spannend, und mit einer Geschichte, die über 300 Jahre spannt, bieten sich unzählige Möglichkeiten, wie sich diese entfaltet. Schwab zeigt dann allerdings recht wenig an tatsächlichen Ereignissen, sondern konzentriert sich mehr auf kleine Momente, die Stimmung und Ästhetik. Die Geschichte ist dadurch sehr greif- und vorstellbar, aber mir hat dabei doch etwas ein Ziel für die (Lese-)Reise gefehlt.

“Blink and you’re twenty-eight, and everyone else is now a mile down the road, and you’re still trying to find it, and the irony is hardly lost on you that in wanting to live, to learn, to find yourself, you’ve gotten lost.”

Die Geschichte wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart im New York von 2014 hin und her, wobei ich die Gegenwart als viel spannender empfand. Wir wissen als Leser einfach, dass Addie den Pakt eingegangen ist und sie trotz aller Widrigkeiten es 300 Jahre überlebt hat, wieso also relativ viel Zeit in diese Zeitebene stecken? Da spielt allerdings auch die Tatsache rein, dass ich Addie selbst als langweiligsten Charakter empfand. Es gibt ganz kurz einen Moment, in dem Luc darüber sinniert, das Addie eigentlich gar nicht mehr menschlich ist, wo ich einen Umschwung für ihren Charakter erhofft hatte, aber dieser tritt nicht ein.  Henry ist da um ein vielfaches interessanter und zugänglicher für mich gewesen, und auch Luc fand ich faszinierender. Addie macht mit ihrem „Talent“ auch kaum etwas brauchbares, sie lebt immer nur von Augenblick zu Augenblick und Schwab lässt die wirklich interessanten Dinge wie beispielsweise besuchte Orte meist nur kurz in Nebensätzen aufblitzen. 

Was The Invisible Life of Addie LaRue dann doch etwas rettet, sind die letzten Kapitel, wenn endlich ein roter Faden aufgegriffen wird. Es ist bitter, melancholisch, traurig und doch hoffnungsvoll, wie diese Geschichte endet, aber es ist ein sehr stimmiges Ende und belohnt einen für’s Durchhalten. Mir gefallen meist die Ideen, die Schwab für ihre Geschichten hat, auch wenn die Umsetzung vielleicht nicht meinen Geschmack trifft – Addie’s Geschichte kann ich mir viel besser als einen Film vorstellen, und hoffentlich überzeugt mich dieser später mehr. Trotzdem bin ich gespannt, was Schwab als nächstes schreibt! 



Weitere Eindrücke zum Buch findet Ihr bei Klaus Viedenz, Noch mehr Bücher und Seitenhain.


BUCHDETAILS | ANZEIGE

GEBUNDENE AUSGABE: 552 SEITEN | VERLAG: TITAN BOOKS (06.10.2020) | ISBN:  978-1789096804 | DAS BUCH ERSCHEINT AM 26.05.2021 AUF DEUTSCH ALS ‚DAS UNSICHTBARE LEBEN DER ADDIE LARUE‘, EINE VERFILMUNG IST EBENFALLS GEPLANT. | MEINE BEWERTUNG: 2.5/5

3 Gedanken zu “Gelesen | The Invisible Life of Addie LaRue von V. E. Schwab

  1. Ich finde auch, dass bei Addie irgendwo noch mehr drin gewesen wäre – man fühlt zwar mit ihr mit, aber da man durch die zweite Zeitebene eh weiß, dass sie bis dahin überlebt, fehlt in den älteren Kapiteln irgendwie die Spannung. Wie gesagt, da wäre noch mehr drin gewesen, Luc hätte es ihr viel härter machen können. Wäre ich der Autor, hätte ich ihr irgendwann im 18. Jahrhundert ein Kind verpasst, von dem sie dann die ganze Zeit gewusst hätte, dass es vor ihr sterben wird. Oh Gott, ich bin ein furchtbarer Mensch :D

    • Ja, oder? Schwab hätte vielleicht nur alles bis zum Deal zeigen sollen und Luc oder Estelle kurz die Regeln erklären lassen, und dann vielleicht nur in diesem fragmenthaften Stil kurze Eindrücke zu den dreihundert Jahren gegeben…. oder andere Punkte ausführlicher darstellen, zum Beispiel die Beziehung mit Luc. Ich mochte es ja total, als er sie einfach in Florenz zurücklässt :D

      Es gibt einen Film -Für immer Adaline-, wo eine Frau nicht mehr altert und ihre Tochter sich später als ihre Großmutter ausgeben muss, von daher finde ich deine Idee gar nicht zu abwegig! Addie hätte ja auch neben den Menschen aus ihrem Dorf auch einigen der Liebschaften folgen und unter deren unvermeidbaren Verlust irgendwann leiden können. Man kann echt viel mit dem Grundkonzept von Addie machen, und ich bin gespannt, wie das später im Film gelöst wird.

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