[Gehört] The Black Tapes

Erinnert sich noch jemand an X-Factor? Nicht die Castingshow, sondern das wunderbare X-Factor: Das Unfassbare, moderiert von James Brolin und später Jonathan Frakes. Die Folgen der Mysterieserie war nach dem immer gleichen Prinzip aufgebaut: vier oder fünf Geschichten wurden mit Hilfe von Kurzfilmen vorgestellt. Erst am Ende löste der Moderator auf, welche der mysteriösen und unheimlichen Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen oder von den Autoren der Serie frei erfunden wurden. Bei dieser Serie konnte man sich sehr gut gruseln, aber es war nie so schlimm, dass man schlaflose Nächte riskiert hätte. The Black Tapes haben mich sofort an X-Factor und dieses Miträtseln und Gruseln erinnert.
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Alex Reagan ist eine Journalistin für Pacific Northwest Stories, einem ehemaligen Radiosender, der sich nun auf digitales Radio konzentriert. Sie arbeitet zusammen mit dem Produzenten Nic an einer neuen Sendereihe. Angedacht ist eine Art Reportage im Podcastformat über ungewöhnliche Berufe, die erste Folge soll sich um Geisterjäger drehen. Während der Recherchen und ersten Interviews wird immer wieder Dr. Richard Strand und das Strand Institute erwähnt: Strand ist ein Skeptiker, der nicht an die Existenz des Paranormalen glaubt. Das von ihm gegründete Institut bietet eine Million Dollar für denjenigen, der einen Beweis für die tatsächliche Existenz dessen liefern kann. Es ist der gleiche Ansatz, den Harry Houdini verfolgte, um Spiritisten als Betrüger zu entlarven.

Alex sucht den Kontakt und erhält eine seltene Möglichkeit Strand zu interviewen. Im Rahmen dieses Gespräch zeigt er ihr Regale voll mit alten VHS-Hüllen: in diesen werden die eingereichten Fälle an das Institut archiviert. Alle aufgelösten Fälle befinden sich in weißen Hüllen. Aber es gibt auch ein Regalbrett mit schwarzen Hüllen – die Black Tapes, wie Alex sie später nennt. Diese Fälle sind laut Strand auch nur Hoaxes, mit der aktuellen Technik aber noch nicht wiederlegbar…

Alex: “What’s the difference between these white tape cases and the single row of black tapes in your equipment room?”
Strand: “Those are cases we don’t have the resources or technology to disprove. Yet.”
Alex: “Yet being the operative word?”
Strand: “Exactly.”
Alex: “Can I take a look?”
– Episode 101: A Tale of Two Tapes Part I

Das ist die Ausgangslage für den großartigen Podcast The Black Tapes. Gemeinsam mit Strand untersucht Alex die ungeklärten Fälle – er nimmt die Rolle als kritischer Skeptiker an, während Alex allem sehr aufgeschlossen begegnet. Der Podcast besteht neben diesen unterschiedlichen Standpunkten aus Gesprächen und Audio-Aufzeichnungen (Tonband, Video, Super 8…), Interviews oder Telefonate. Zusammengehalten wird es durch die Moderation von Alex. In der ersten Staffel gibt es zwölf Episoden, in der zweiten sind bisher vier erschienen. Ähnlich wie bei Serial gibt es im TBT Podcast ein Intro, untergemischte Musik ist für die Segmentübergänge und Werbeblöcke für die Sponsoren. Eine nette Radiodoku über das Übernatürliche für das digitale Zeitalter also.

Nun, nicht ganz. Die Black Tapes sind nicht real, sondern ein Hörspiel. Das wird allerdings weder in den Episoden, noch auf der Website direkt thematisiert, und der Podcast wirkt durch seine Aufmachung unfassbar authentisch. Es gibt ein paar Phrasen, auf die die Hauptcharaktere gerne zurückgreifen, aber bis auf ein, zwei Ausnahmen bei Interviewpartnern kommt es nie gescriptet rüber. Man muss sich zwischendurch wirklich immer wieder daran erinnern, dass es nicht echt ist, und man die einzelnen Fälle nicht selbst recherchieren kann! Während am Anfang noch typische Fall-der-Woche Episoden stehen, wird später auch ein spannender, alles verbindender Handlungsbogen ersichtlich.

Da man bei einem Podcast zum Beispiel Videoaufnahmen nicht sieht, wird viel auf Beschreibungen des Gesehenen durch Alex oder die Geräuschkulisse zurückgegriffen. Durch das Vorstellen beim Zuhören wird der Gruselfaktor an einigen Stellen ungemein verstärkt. The Black Tapes ist zwar gruselig, aber auf eine ähnliche Art wie X-Factor: man fiebert mit den Charakteren mit, bekommt aber keine Alpträume. Für Angsthasen wie mich genau die richtige Mischung!

Do we see only what we want to see? What we expect to see? Or are there some things in this world that we just can’t and perhaps won’t ever understand? And if so, is a little bit of mystery in the world such a bad thing? I don’t know, but I do know that I’m not finished looking for answers, not even close. My promise to you. I’m going to keep looking as long as you’ll keep listening.
– Episode 112: Shadow Dancing

Hören kann man The Black Tapes über die Website, iTunes, Spotify oder andere Podcast Apps. Transkripte der Folgen findet man hier.

[Gehört] Serial

serial.jpgIm Augenblick habe ich wieder eine Phase, in der ich sehr viele Podcasts höre: Vor allem für den Arbeitsweg mag ich dieses Medium viel lieber als Hörbücher, weil ich es einfach besser einteilen kann. Nachdem ich jetzt bei einigen meiner liebsten Podcasts auch alle alten Folgen nachgeholt habe, war es an der Zeit, nach neuen Formaten zu suchen… und dabei bin ich über Serial gestolpert.

Serial tells one story—a true story—over the course of a season. Each season, we follow a plot and characters wherever they take us. We won’t know what happens at the end until we get there, not long before you get there with us. Each week we bring you the next chapter in the story, so it’s important to listen to the episodes in order. – About Serial [x]

Sarah Koenig ist eine amerikanische Journalistin, die den Hörer durch die Episoden führt. Es gibt bisher zwei Staffeln (wobei die Zweite noch nicht abgeschlossen ist), für die Koenig mit ihrem Team die vorhandenen Dokumente und Beweise analysiert und aufbereitet. Season One behandelt dabei den Fall von Adnan Syed, der für den Mord an einer Mitschülerin 2000 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, aber immer seine Unschuld beteuert hat. In Season Two geht es um den amerikanischen Soldaten Bowe Bergdahl, der in Afghanistan von seinem Stützpunkt verschwand und fünf Jahre von den Taliban festgehalten wurde.

Beide Geschichten polarisieren ungemein, und Koenig selber schwankt immer zwischen Glauben und Unglauben. Neben Erläuterungen von ihr hört man in den Episoden auch immer Interviews mit den betroffenen Personen, Originalaufnahmen von Verhören und Prozessen, sowie Erklärungen von Experten. Dabei geht es nicht darum, die eine definitive Wahrheit herauszufinden – viel mehr wird beim Hören klar, dass es diese nicht gibt – sondern die Geschichten aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und zu hinterfragen.

Die erste Season lädt natürlich dazu ein, mit zu raten, ob wirklich Syed der Mörder ist, während in der zweiten Season das Zeitgeschehen eher eine große Rolle spielt. Die einzelnen Episoden bauen aufeinander auf, sodass man logischerweise am Anfang der jeweiligen Season beginnen muss, und haben immer ein Überthema.

Ich finde beide Geschichten sehr spannend, genauso wie die Art der Aufbereitung und habe die Episoden innerhalb weniger Tagen durchgehört. Zu dem Fall der ersten Season gibt es auch einen weiteren Podcast – Undisclosed: The State v. Adnan Syed – in den ich noch reinhören möchte.

Hören kann man Serial entweder über die Website, iTunes oder andere Podcast Apps, sowie Pandora.