Egal, was für abstruse Szenarien und Geschichten man sich ausdenkt – die Realität setzt mit Sicherheit noch einen drauf. Ich bin jedes Mal wieder erstaunt darüber, was sich teilweise in den Leben von Personen abgespielt hat, welche Hürden und Schicksalsschläge gemeistert werden mussten und wie komisch-tragisch manche Zufälle doch waren. Diese Dinge finden sich auch in der Doppelbiografie Romantic Outlaws von Charlotte Gordon, und selten haben mich zwei Lebensgeschichten so mitgenommen wie die von Mary Wollstonecraft und ihrer Tochter Mary Shelley.
Schlagwort: Mary Shelley
[Gelesen] Mary Shelley: Frankenstein
a book more than 100 years old
↳ Mary Shelley – Frankenstein
Frankenstein ist einer dieser Klassiker, die immer wieder auf „muss man mal gelesen haben“-Listen landen. Es gilt als eines der ersten Science-Fiction Bücher, teilweise wird Shelley sogar komplett die Begründung dieses Genres zugeschrieben. Es gibt unzählige Adaptionen und Anlehnungen an das Werk: Die Darstellung von Frankenstein’s Monster durch Boris Karloff in den dreißiger Jahren ist dabei vermutlich die bekannteste und neben Lugosi’s Dracula dazu eine der ikonischsten Horrorgestalten der Filmgeschichte.
Ich bin vor zwei Jahren eher zufällig über die National Theatre Übertragungen im Kino gestolpert – eines der gezeigten Stücke in dem Jahr war Frankenstein von 2011 mit Benedict Cumberbatch und Jonny Lee Miller in den Hauptrollen. Das besondere an dieser Adaption war, dass beide Schauspieler pro Vorstellung ihre Rollen tauschten: mal war Cumberbatch, mal Miller das Monster bzw. Frankenstein. Mittlerweile habe ich beide Fassungen sehen können, und liebe sie! Das Stück macht für eine moderne Interpretation für mich einfach alles richtig, und weckt die Lust, das Original noch einmal zu lesen und selbst zu entdecken.
Memory brought madness with it, and when I thought of what had passed, a real insanity possessed me; sometimes I was furious and burnt with rage, sometimes low and despondent.
Klassiker sind immer so eine Sache. Meist ist die Sprache gewöhnungsbedürftig und man muss sich immer die Zeit vor Augen halten, in der das Werk geschaffen und ursprünglich gelesen wurde. Frankenstein muss im Kontext seiner Zeit revolutionär und fortschrittlich gewirkt haben. Und die Idee, das Menschen selber menschenähnliches Leben kreieren könnten, ist auch heute noch faszinierend. Trotzdem hat mir das Buch nicht wirklich zugesagt. Frankenstein selber blieb mir während der ganzen Geschichte furchtbar unsympathisch, und von seinem Monster sieht und hört man leider viel zu wenig. Die ganze Geschichte ist sehr trostlos und deprimierend, und zum Ende hin musste ich mich zwingen, das Buch überhaupt noch in die Hand zu nehmen. So wenig ich mich leider mit Shelley’s Schreibstil und Ausführung anfreunden kann, desto mehr gefallen mir die Grundthemen – Erschaffen von Leben, Parallele Mensch/Gott, Verhältnis Kreatur=Schöpfer… Frankenstein ist für mich ein Klassiker, der mir zwar nicht sonderlich gefallen hat, dafür aber als wichtiger Denkanstoß gedient hat: Eben definitiv ein Buch, dass man mal in seinem Leben gelesen haben sollte!
rating: 2/5
BUCHDETAILS | ANZEIGE
Verlag: Alma Books
ISBN: 9781847493507
Erscheinungsdatum: 01.09.2014
[Rückblick] Juli 2015
Gelesen: 13 (5 Print; 5 ebooks; 3 ebook ARCs) = Ø rating 4,0
• Patrick Ness: The Knife of Never Letting Go rating: 4/5 | Blogeintrag [x]
• Emily Brontë: Wuthering Heights rating: 4/5 | Blogeintrag [x]
• Flix: Faust: Der Tragödie erster Teil rating: 5/5
• Charlotte Perkins Gilman: The Yellow Wallpaper rating: 4/5
• Chris Gavaler: On the Origin of Superheroes: From the Big Bang to Action Comics No. 1
rating: 5/5
• Kelsey Macke: Damsel Distressed rating: 5/5
• Jonathan Stroud: The Screaming Staircase rating: 4/5
• Leanne Hall: This is Shyness rating: 4/5 | Blogeintrag [x]
• Dan Gemeinhart: The Honest Truth rating: 5/5
• Leanne Hall: Queen of the Night rating: 3/5 | Blogeintrag [x]
• Libba Bray: Lair of Dreams rating: 4/5 | Blogeintrag [x]
• Mary Shelley: Frankenstein rating: 2/5
• Teri Terry: Slated rating: 3/5
Höhepunkt: The Honest Truth
Tiefpunkt: Frankenstein
Lieblingszitat: “I have dreamt in my life, dreams that have stayed with me ever after, and changed my ideas; they have gone through and through me, like wine through water, and altered the color of my mind. And this is one: I’m going to tell it – but take care not to smile at any part of it.” ― Emily Brontë: Wuthering Heights
Der Fokus diesen Monat lag definitiv auf Klassikern und Jugendbüchern – nicht geplant, aber vollkommen in Ordnung. Bei den Klassikern hat mich Wuthering Heights positiv überrascht, wobei die Verfilmung von 2011 absolut nicht meins war. Genau anders rum ging es mir bei Frankenstein: ich liebe, liebe die beiden Inszenierungen von NTL aber das Buch war sehr anstrengend zu lesen: Victor ist einfach so unsympathisch! Flix‘ Faust werde ich demnächst an eine Freundin verschenken, die das Original abgöttisch liebt – eine wunderbare moderne Aufbereitung des Stoffes, die mit unheimlich viel Witz und Liebe zum Detail daherkommt.
Von Slated hatte ich nach dem Klappentext irgendwie mehr erwartet: Es ist ein solider Auftakt für die Trilogie aber nichts, was man nicht schon in einem anderen dystopischen Jugendroman lesen könnte. Die This is Shyness Bücher waren herrlich schräg, The Honest Truth zum Weinen schön.
Im August möchte ich meine Leseliste ein wenig entschlacken. Gerade bei The Familiar und The Red Queen habe ich mir bisher viel zu viel Zeit gelassen und möchte diese Bücher gerne in naher Zukunft beenden. Ansonsten möchte ich für den Monat eigentlich keine Ziele setzen… ich merke, dass ich die letzten Tage schon kaum zum Lesen komme, und sich zwingen müssen ist nie eine gute Sache.

