Das Leben schreibt die unglaublichsten Geschichten heißt es, und ich glaube, das macht einen Großteil der Faszination True Crime aus. Bei einem Krimi kann man immer abwinken und sagen, dies oder jenes sei zu unrealistisch, überspitzt, unvorstellbar – aber bei True Crime sind es de facto wahre Fälle, die echten Menschen geschehen sind. Mich fasziniert dieses Genre immer wieder mal intensiver, und die letzten Wochen war gerade wieder eine Phase, wo es mich nicht losgelassen hat. Die Geschichte eines fiktiven True Crime Podcasts hat zuerst zu einem Sachbuch, dann einem weiteren Podcast bis schließlich hin zu einigen Dokumentationen geführt… und da ich über recht gut aufbereitete Geschichten gestolpert bin, mag ich hier einige Empfehlungen teilen.
Dead Air | Mein Interesse wurde zuerst von Dead Air geweckt, welches seit Anfang August 2018 bei Serial Box erscheint. Die Handlung folgt Mackenzie Walker, die in ihrer Sendung für Collegeradio à la Serial den Mordfall an einer lokalen Farmbesitzerin vor gut zwanzig Jahren untersucht. Neben der wöchentlichen Episode erscheint auch immer die aktuelle Podcastfolge die Mackenzie produziert hat, und man kann als Leser miträtseln, was wirklich hinter dem Mord steckte.
* Ähnliche Bücher, die fiktive True Crime Fälle im Podcastformat aufrollen, sind Six Stories, Hydra und Sadie.
The Investigator: A British Crime Story | Über diese Serie bin ich bei Netflix gestolpert, und man merkt immer wieder, dass sie eigentlich fürs Fernsehen produziert wurde… bestimmte Details werden immer wieder wiederholt, damit man sie nach Werbepausen wieder präsent hat. Mir hat die Aufbereitung trotzdem im großen und ganzen gefallen, da Mark Williams-Thomas auch sehr gut durch die jeweiligen Fälle führt. Am Ende stehen hier keine spektakulären Aufklärungen, sondern eher die Erkenntnis, wie schwierig zum einen die Aufklärung tatsächlich ist und zum anderen welche Auswirkungen ein unaufgeklärter Fall noch Jahrzehnte später für Angehörige, Freunde und Bekannte hat.
I’ll Be Gone In The Dark | Der Untertitel zu diesem Sachbuch lautet One Woman’s Obsessive Search for the Golden State Killer und dieser Satz fasst den Inhalt gut zusammen. Michelle McNamara hat die Vorfälle, die diesem Täter zwischen 1976 und 1986 zugeschrieben werden, untersucht, Zusammenhänge herausgearbeitet und Theorien erörtert, wer er sein könnte. Dabei werden sowohl die Schicksale einiger seiner Opfer erzählt als auch Schauplätze besucht, Interviews mit Polizisten und anderen Personen geführt, Methoden vorgestellt sowie die Auswirkungen hiervon auf McNamaras Leben erörtert und und und. Ich habe die Hörbuchfassung innerhalb weniger Tage durchgehört, weil es einen komplett in seinen Bann zieht, wie McNamara ihre Suche beschreibt. Wenige Monate nach Erscheinen des Buches konnte zudem der Täter endlich identifiziert werden, was es um so interessanter macht!
Up And Vanished | Dieser Podcast beschäftigt sich je Staffel mit verschiedenen Fällen – ich habe bisher nur die erste Staffel gehört. In dieser untersucht Payne Lindsey zwischen August 2016 und Juli 2017 das Verschwinden der Lehrerin Tara Grinstead im Jahr 2005 innerhalb 24 Episoden sowie zusätzlichen Extras (Case Evidence, Q&As, Bonus). Durch die Fülle wirkt es teilweise fast schon zu viel, aber es zeigt gut wie viel Arbeit hinter den Ermittlungen steckt.
Mordlust | Hinter Mordlust versteckt sich ein noch recht junger Podcast, welcher von den beiden Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers gemacht wird: Je Episode stellen sie sich und den Zuhörern jeweils zwei wahre Kriminalfälle aus Deutschland oder dem europäischen Ausland vor. Obwohl es sich hier nicht um Experten handelt, finde ich die Aufbereitung sehr gut und man kann beiden wunderbar zuhören.
The Keepers | Diese Dokuserie untersucht den unaufgeklärten Mord an Schwester Catherine Cesnik aus dem Jahr 1969. Im Rahmen der sieben Folgen werden verschiedenste Personen von den ehemaligen Schülerinnen Cesniks interviewt, Zusammenhänge fest- und Theorien aufgestellt. Korruption, Macht- und Kindesmissbrauch sind große Themen, wodurch einige Abschnitte schwer anzusehen sind. Trotzdem schafft es die Dokuserie recht objektiv zu bleiben und den Zuschauer zu seinen eigenen Schlüssen zu kommen, was ich sehr gelungen fand!
Serial – Season 1 | Serial gibt mehr oder weniger den Ton für die meisten anderen True Crime/investigativen Podcasts in der Aufbereitung an, und ist einer der größten Podcasts überhaupt! Mir haben beide bisherigen Staffeln sowie der Ableger S-Town super gefallen, aber nur die erste Staffel beschäftigt sich konkret mit True Crime: Untersucht wird der Mordfall an der Schülerin Hae Min Lee aus dem Jahr 1999 und die Verurteilung ihres Exfreundes Adnan Syed. Sarah Koenig schaut sich mit ihrem Team die Beweise, Alibis, Gerüchte und Gerichtsprozess in 12 Episoden an und fasst zum Schluss eloquent zusammen, was in 15 Monaten Recherche zusammengekommen ist.


