[Gelesen] Haus der tausend Spiegel

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Rezensionsexemplar | Annik Joncker lebt in einem Antwerpen, dass dem unseren eigentlich bis auf einen Punkt gleicht: Es existiert Magie und damit auch Hexen bzw. Hexer. Um an der Universität aufgenommen zu werden, wo sie ihre Hexenkunst vertiefen könnte, muss Annik ein Rätsel lösen: Hierfür wird sie zu dem Anwesen der Familie van Leuwen geschickt. Schnell wird klar, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht und vielleicht sogar eine böse Hexe ihre Finger im Spiel hat. Neben Spiegeln scheinen auch Rosen eine gesonderte Bedeutung zu haben und es ist an Annik, das Rätsel um Daniel, Gabriel und die restlichen Hausbewohner langsam zu entwirren.

Der Saal lag still und dunkel vor ihr. Das gelbe Licht reichte nicht ganz bis zu den entfernten Wänden, aber die gegenüberliegende Wand wurde ausreichend angestrahlt, um erkennen zu lassen, dass dort friedlich Rahmen an Rahmen schimmernde und vollkommen unbeschädigte Spiegel hingen. – S. 183-184

Das Haus der tausend Spiegel von Susanne Gerdom ist ein Buch, dass einen schnell in seinen Bann zieht. Auch wenn die Welt von Annik nur skizziert wird, kann man sich sehr gut die magischen Komponenten vorstellen und bedarf keiner ausschweifenden Erklärungen. Die Magie fügt sich gut in die Handlung ein, wenn es auch etwas magischer hätte sein können…  Annik ist eine moderne junge Frau und Hexe, die die Stelle des Kindermädchens bei den van Leuwens für ihren Auftrag annimmt. Tagsüber kümmert sie sich um den Sohn von Gabriel van Leuwen, nachts erkundigt sie den verschlossenen Ostflügel und Park des Anwesens. Die Geschichte hat von Beginn an etwas von Die Schöne und das Biest, was sicherlich noch durch Daniel und die Rolle der Rosen verstärkt wird.

Gerdom erzählt die Geschichte aus der Sicht von Annik, einige Kapitel springen aber auch zur Sichtweise der beiden älteren van Leuwen Männer, Gabriel und Daniel. Die beiden stellen zwei sehr unterschiedliche Pole da, die Annik beide aus unterschiedlichen Gründen anziehen beziehungsweise abstoßen. Je länger Annik im Haushalt der van Leuwens zugegen ist, desto mehr lernt man mit ihr die Charaktere kennen. Ich fand es dabei großartig, dass es Gerdom gelingt, sowohl Annik als auch dem Leser dabei jegliches Zeitgefühl zu nehmen – dadurch scheinen gerade die Gefühle nicht plötzlich über Nacht zu entstehen und man freut sich sehr, wenn zum Beispiel bei Elias Fortschritte erzielt werden!

Die Handlung hat zwar Anklänge an bereits bekanntes, aber zum einen durch den schönen Schreibstil und zum anderen durch einige unerwartete Wendungen hat man bei Haus der tausend Spiegel nie Langeweile. Gerade, dass statt Herr, Frau und Fräulein die Begriffe Mijnheer, Mevrouw und Juffrouw genutzt worden, hat die Verortung in Antwerpen greifbarer gemacht und teilweise die Zeitlinie verschwimmen lassen. Den Annik lebt zwar in der Gegenwart, aber sobald sie das Anwesen betritt, könnte sie auch in die Vergangenheit gefallen sein. Man wartet fast förmlich auf die Erwähnung von Pferdekutschen, Gaslicht oder rauschenden Bällen.

Etwas schwer im Magen lag mir die Auflösung der Geschichte. Das Buch ist zum Ende hin herrlich verworren und Annik entwickelt sich als Charakter ordentlich. Nur das Ende kommt dann doch sehr plötzlich und mit keiner wirklichen Erklärung. Bei über vierhundert Seiten hätten aber ein, zwei Seiten mehr nun nicht mehr weh getan… vor allem, weil es in einer Welt mit Magie halt den Joker Magie gibt, falls man es aufgrund von Logik nicht komplett erklären kann. Trotzdem: Haus der tausend Spiegel ist ein wunderbar romantischer Roman, in den ich gerne ein weiteres Mal abtauchen mag.

hdts-2.jpgVielen Dank an den cbt Verlag für das Rezensionsexemplar!


BUCHDETAILS | ANZEIGE

Verlag: cbt
ISBN: 9783570310748
Erscheinungsdatum: 12.09.2016
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Bewertung: 4/5

[Rückblick] November 2016

Der November lief total gut: Leseplan komplett geschafft und viel großartiges gelesen sowie gehört. Ich bin sehr froh darüber, dass ich nächste Woche einen freien Tag habe, an dem ich über ein paar Titel noch etwas intensiver schreiben kann!

Höhepunkt: Paper and Fire
Tiefpunkt: Tear Tracks
Gehört: Das Paket | Paper and Fire | Monster 1983 – Die komplette 2. Staffel
Gelesene Seiten: ca. 3.767

Die Great Library Trilogie von Rachel Caine ist im zweiten Teil genauso grandios wie im ersten und es ist einfach schrecklich, dass der nächste Band erst im Sommer erscheint… Da ich nur die Hörbücher gehört habe, habe ich mir die physisischen Bücher jetzt erstmal bestellt und werde sie während der Wartezeit auf Ash and Quill noch einmal lesen. Crooked Kingdom war ebenfalls toll und ich will gar nicht darüber nachdenken, dass Bardugo erst mal ein paar Projekte außerhalb des Grisha Universums schreibt.rl-nov16Gelesen: 17 (13 Print; 1 Short; 1 ebook; 2 Arc; 3 Hörbücher) = Ø rating 3,94
Leigh Bardugo: Crooked Kingdom rating: 5/5
Jan Kuhlbrodt: Geschichte rating: 3/5 
Anna Snoekstra: Ihr letzter Sommer rating: 4/5 | Blogbeitrag [x] 
Malka Ann Older: Tear Tracks rating: 2/5 
Haruki Murakami: Kafka on the Shore rating: 3/5 | Blogbeitrag [x] 
Kieron Gillen; Jamie McKelvie; Matt Wilson: The Wicked + The Divine, Vol. 4: Rising Action
rating: 4/5  
Leo Tolstoy: How Much Land Does A Man Need rating: 4/5 
J. K. Rowling: Fantastic Beasts and Where to Find Them: The Original Screenplay
rating: 5/5 

Colleen Hoover: November 9 rating: 3.5/5 
Nikolai Gogol: Petersburg Tales rating: 4/5
Lish McBride: Necromancing the Stone rating: 4/5 
Lev Grossman: The Magician’s Land rating: 5/5 
Emily Dickinson: My Life Had Stood A Loaded Gun rating: 3/5  
Susanne Gerdom: Haus der tausend Spiegel rating: 4/5 
Nick Seidel: Minimalismus rating: 2.5/5

“How many times have you told me you’re a monster? So be a monster. Be the thing they all fear when they close their eyes at night.” ― Leigh BardugoCrooked Kingdom

[Leseplan] November 2016

Das schwierige an einem Leseplan ist, sich Titel herauszusuchen auf die man aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten Wochen auch tatsächlich Lust hat. Im Oktober hat das überhaupt nicht hingehauen – von den 16 gelesenen Büchern stand nur eines auf dem Plan. Vielleicht läuft’s im November ja wieder etwas besser mit der Einschätzung.

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Lesepensum: 1.667 Seiten | ~ 56 Seiten pro Tag
  • Lev Grossman: The Magician’s Land
    Das Buch ist vom Oktober mit rüber gewandert und ich habe auch ein paar Kapitel bereits gelesen. Problem 1: Ich will nicht, dass die Reihe endet. Problem 2: Ich markiere unheimlich viel, wodurch das Lesen extrem lange braucht…
  • Colleen Hoover: November 9
    Never Never war ja etwas zweischneidig – genialer Anfang, schwache Ausführung – aber diese Geschichte von Hoover klingt spannend… und ich habe mich direkt in die Vorschaubilder der illustrierten Ausgabe verliebt. Einen besseren Monat als November zum Lesen sollte es in Hinblick auf den Titel auch nicht geben!
  • Nikolai Gogol: Petersburg Tales
    Vier Kurzgeschichten, die alle in St. Petersburg spielen. Allein die Beschreibung für The Nose klingt schon zu lustig! Mal was kurzes für zwischendurch.
  • Susanne Gerdom: Haus der tausend Spiegel
    Mir gefallen aktuell Geschichten mit Hexen sehr und der Titel von Gerdom klingt genau richtig dafür. Spiegel sind schon unheimlich…
  • Anna Snoekstra: Ihr letzter Sommer
    Entführungen bzw. das bloße Verschwinden einer Person sind schrecklich. In Room von Donoghue geht es ja bereits um das Thema und ich bin gespannt, wie Snoekstra sich dem Thema annähert. Vor allem da bei diesem Buch wohl die Frage im Raum steht, ob tatsächlich die richtige Person wiederaufgetaucht ist.