[Gelesen] Belgravia

Rezensionsexemplar | Manche Epochen faszinieren ungemein und das viktorianische Zeitalter gehört da definitiv zu. Sei es wegen der Kleidung, dem industriellen Wandel, der Standesunterschiede, die sich allmählich verringern… das 19. Jahrhundert ist voll mit spannenden Facetten. Genau in diese Zeit nimmt Julian Fellowes den Leser in seinem Roman Belgravia mit, der hauptsächlich im gleichnamigen Londoner Stadtteil angesiedelt ist. Die Geschichte folgt zwei Familien, den Trenchards und Brockenhursts. Beide Familien könnten nicht unterschiedlicher sein: Die Trenchards sind eine im Aufstieg begriffene Kaufmannsfamilie, während die Brockenhursts eine alte britische Adelsfamilie sind. Das erste Mal kreuzen sich die Geschicke der beiden Familien beim legendären Ball der Herzogin von Richmond am 15. Juni 1815, der nur wenige Tage vor der Schlacht bei Waterloo gegeben wird. Die Ereignisse an diesem Tag holen die Familien gut fünfundzwanzig Jahre später bei einer zufälligen Begegnung von Anne Trenchard und Lady Brockenhurst beim Tee wieder ein und stellen vieles auf den Kopf.

belgravia
Diese Geschichte handelt von Menschen, die vor zweihundert Jahren lebten, aber wonach sie sich sehnten, womit sie haderten, die Leidenschaften, die in ihren Herzen wüteten, das alles gleicht nur zu oft den Dramen, die wir in unserer Zeit, auf unsere Art durchleben… – S. 7

Sechs Staffeln lang habe ich unheimlich gerne die Schicksale der Crawley Familie sowie ihrer Bediensteten in Downton Abbey verfolgt und war doch traurig, als die Serie beendet wurde. Umso schöner, dass von Fellowes ein Roman mit ähnlichen Thematiken erschienen ist! Belgravia geht dabei zwar etwas weg von der Formel, die Geschehnisse in der Familie und im Dienstbotentrakt zu zeigen, aber die beiden Familien reichen so bereits für ordentliches Drama aus. Denn: Der ganze Roman dreht sich um ein Geheimnis, dass eigentlich keines ist. Nur dank falschen Entscheidungen, Missverständnissen, Intrigen und und und bauscht es sich unnötig auf und braucht einiges an Seiten, um wieder entwirrt zu werden. Als Leser ist das teilweise sehr anstrengend, weil man die ganze Zeit über mehr weiß als die Protagonisten.

Für mich ist das mit einer der größten Minuspunkte an Belgravia, denn es kommt einfach keine Spannung auf. Die Geschichte bleibt konstant vorhersehbar und ich wollte die meiste Zeit die Protagonisten nur schütteln. Die beiden Frauen, Anne Trenchard und Charlotte Brockenhurst, machen da Gott sei Dank mit ihrer herrlichen Art wieder einiges wett. Allgemein machen die weiblichen Charaktere in diesem Roman viel mehr Spaß als die männlichen! Denn obgleich die sozialen Gegebenheiten ihnen häufig die Hände binden, finden sie trotzdem eine Möglichkeit sich zu behaupten und ihren eigenen Weg zu gehen.

Fellowes‘ Schreibstil wirkt auf den ersten paar Seiten vielleicht noch etwas sperrig, aber ist der beschriebenen Zeit absolut angemessen und man gewöhnt sich schnell daran. Vor allem die Standesunterschiede werden durch die gewählte Sprache noch einmal deutlich verstärkt, ebenso wie die unterschiedlichen Generationen innerhalb der Familien.

Belgravia bietet zwar keine großen Überraschungen, der Einblick in diese ganz eigene Welt innerhalb der 1840er ist Fellowes dennoch gut geglückt und man fiebert mit den Protagonisten dem glücklichen Ende entgegen. Ich hätte mir gewünscht, dass man vielleicht noch etwas mehr vom sozialen Leben außerhalb der Familie sieht und die Dienstboten etwas mehr in den Hintergrund treten… Tatsächlich glaube ich fast, dass diese Geschichte als Film besser funktionieren würde. Für einen grauen Sonntag ist diese kurze Reise ins viktorianische Belgravia aber absolut perfekt.

Vielen Dank an C. Bertelsmann für das Rezensionsexemplar!


BUCHDETAILS | ANZEIGE

Verlag: C. Bertelsmann
ISBN: 9783570103241
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Erscheinungsdatum: 14.11.2016
Rating: 2/5

[Rückblick] Januar 2017

Der Jahresanfang war etwas ruhiger, was auch daran liegt, dass ich wieder etwas mehr Zeit mit Netflix und co. verbracht habe und viele Tage einfach nur hundsmüde wat… mir fällt definitiv die Sonne und schöneres Wetter! Den Leseplan habe ich aber gut geschafft und trotz der relativ niedrigen Bewertungen waren einige tolle Titel dabei :)

Höhepunkt: Monstress
Tiefpunkt: Little Secrects – Lügen unter Freunden
Gehört: Passagier 23
Gelesene Seiten: ca. 3.478

Mit Monstress wurde das Jahr mit einem unglaublich tollen Comicband gestartet und ich kann kaum erwarten, dass es im Sommer weitergeht. Hier passt alles, Geschichte, Gestaltung, Charaktere… Bei Waking Gods, The Master and Margarita und Tomb of Khan gab es jeweils nur Kleinigkeiten, die eine volle Punktzahl verhindert haben. Gerade bei letzterem habe ich mich daran gestoßen, dass immer interessante weibliche Charaktere daran glauben müssen.

Die restlichen Titel waren sehr durchwachsen. Neben einigen Lyrikbänden war auch Little Secrets – Lügen unter Freunden gar nicht mein Fall, und ganz häufig gab es zwar interessante Ansätze, aber die Umsetzung war nichts für mich. Sei’s drum, solche Monate muss es auch geben. Auf das der Februar wieder besser wird!

rl-jan17Gelesen: 14 (10 Print; 2 Arc; 1 Comic; 1 Hörbuch) = Ø rating 2,60
Marjorie Liu: Monstress, Volume 1: Awakening rating: 5/5
Sebastian Fitzek: Passagier 23 rating: 2/5
Victoria Schwab: The Unbound rating: 2/5 | Blogbeitrag [x]
Fyodor Dostoyevsky: The Double rating: 2/5 | Blogbeitrag [x]
Sylvain Neuvel: Waking Gods rating: 4/5
Samantha Shannon: The Bone Season rating: 3.5/5 | Blogbeitrag [x]

Mikhail Bulgakov: The Master and Margarita rating: 4/5 | Video [x]
Matthew J. Kirby: Tomb of the Khan rating: 4.5/5
Florian Voss:
Datenschatten Datenströme Staub rating: 1/5 
M.G. Reyes:
Little Secrets – Lügen unter Freunden rating: 1/5 | Blogbeitrag [x]
Sara Raasch: Snow Like Ashes rating: 3.5/5
Mikael Vogel: Morphine rating: 1/5
Jan Kuhlbrodt :
Stötzers Lied. Gesang vom Leben danach. rating: 1/5 
Julian Fellowes: Belgravia rating: 2/5

“It’s okay to not be okay,” she says. “When you’ve been through things—whatever those things are—and you don’t allow yourself to not be okay, then you only make it worse. Our problems will tear us apart if we try to ignore them. They demand attention because they need it.”― Victoria SchwabThe Unbound

Bücher, Bücher! Neuzugänge im Dezember

Uff, im Dezember sind wieder sehr viele Bücher in die Regale eingezogen… also für nächstes Jahr ist auf alle Fälle genug Lesestoff im Haus! Allein mit den sechs Büchern in der Vintage Classics Russians Series werde ich einige Lesestunden verbringen, genauso mit der Hamilton Biographie von Chernow… vielleicht wird es ja doch noch was mit den dicken Schinken und mir? Ich mag auf jeden Fall den schleichenden Übergang hin zu mehr und mehr Klassikern im letzten Jahr.

neuzugange-dez16Julian Fellowes: Belgravia / Rachel Caine: Ink and Bone / Rachel Caine: Paper and Fire / Jennifer Niven: All the Bright Places / Christie Golden: Assassin’s Creed: Heresy / Christie Golden: Assassin’s Creed / Ferdinand von Schirach: Terror / Ron Chernow: Alexander Hamilton / Evgenij Vodolazkin: Laurus / Gustave Flaubert: Madame Bovary / Katherine Addison: Der Winterkaiser Dietmar Dath: Venus siegt / Wesley Chu: Die Leben des Tao / Vasily Grossman: Life and Fate / Guy Gavriel Kay : Im Schatten des Himmels / Ken Kesey: One Flew Over the Cuckoo’s Nest / Fyodor Dostoyevsky: Crime and Punishment / Mikael Vogel: Morphine / Jan Kuhlbrodt: Stötzers Lied / Fyodor Dostoeyevski: The Double / Boris Pasternak: Doctor Zhivago / Mikhail Bulgakov: The Master and Margarita / W. Maxwell Prince: One Week in the Library / Fantastic Beasts and Where to Find Them – Newt Scamander: A Movie Scrapbook / Ian Nathan: Assassin’s Creed: Into the Animus /  Marjorie M. Liu : Monstress, Volume 1 / Anthony Del Col: Assassins Vol.2: Setting Sun  / Fred Van Lente: Assassin’s Creed: Templars, Vol. 1: Black Cross

“My reading list grows exponentially. Every time I read a book, it’ll mention three other books I feel I have to read. It’s like a particularly relentless series of pop-up ads.” ― A.J. Jacobs, The Year of Living Biblically: One Man’s Humble Quest to Follow the Bible as Literally as Possible