Auf manche Bücher freut man sich im Vorfeld so sehr, dass dann beim tatsächlichen Lesen schnell eine gewisse Ernüchterung auftritt. Ein Kartenspiel, das tötet, ein Pik auf dem Cover – mehr hat Des Teufels Gebetsbuch neben Markus Heitz als Autor nicht gebraucht, um zuerst auf meine Wunschliste und kurz darauf in mein Regal zu wandern. Nach knapp zwei Monaten habe ich es nun ausgelesen – und irgendwie konnte es mich nie wirklich in seinen Bann ziehen.

Die verflixten Karten
Tadeus Boch ist ein ehemaliger Spielsüchtiger, welcher nun versucht seine über die Jahre angehäuften Schulden peu à peu abzustottern. Durch eine Verkettung von allerlei Umständen landet er als Begleitperson bei einer privaten Spielrunde, welche das Kartenspiel Supérieur nach besonderen Regeln spielt: Sobald ein Spieler das Pikass zieht, muss er sich entweder selber richten oder töten lassen, sein Einsatz geht dann in den Pott für die restlichen Spieler. Unter den Einsätzen befindet sich ein außergewöhnliches Exemplar einer historischen Spielkarte, deren Deck bei Sammlern heiß begehrt ist – und auch Boch in ihren Bann zieht. Gemeinsam mit Hyun, die Boch bei dieser Spielrunde kennenlernt, geht es den Großteil des Buches auf eine Schatzsuche nach weiteren Karten aus dem Deck und der Magie dahinter.
Von A nach F über K zu Z
Neben dem Handlungsstrang von Boch und Hyun springt die Geschichte zum einen in der Welt und auch in der Zeit hin und her. Die Entstehung der Karten im Leipzig des 18. Jahrhundert wird durch Heitz dabei genauso beschrieben wie die Spurensuche in der Gegenwart – den natürlich jagen nicht nur die Hauptfiguren sondern auch einige zwielichtige Gestalten den Karten hinterher. Mich hat das tatsächlich etwas gestört, denn immer wenn es spannend wurde, wechselte der Schauplatz und Charakter. Da dabei zum Beispiel die Gegenspieler nicht wirklich an Tiefe dazugewinnen, wirkte es etwas erzwungen und es gibt viele kleine Kapitel, die die Handlung nicht wirklich voranbringen.
Mythen und Legenden
Ein Aspekt, den Heitz auch in einem recht ausführlichen Anhang ergänzt, ist die Geschichte hinter dem Kartenspiel und der titelgebenden Begrifflichkeit. Darüber mehr zu erfahren, hat mir sehr gefallen, und die Geschichte hätte sicherlich auch gut ohne Einbindung einer übernatürlichen Komponente funktionieren können. Diese hatte ich im Vorfeld nicht in diesem Buch erwartet und mochte sie leider auch nicht sonderlich. Heitz verliert sich hierfür zu sehr in der Faust-Thematik und nennt im Verlauf zu viele unterschiedliche Religionen ohne näher auf diese einzugehen. Eine schöne Ergänzung allerdings sind die Zitate, die den einzelnen Kapiteln vorstehen, und welche immer einen Bezug zu Karten und dem Glückspiel haben.
Ich mag es mit etwas Abstand noch einmal mit diesem Buch probieren, weil in der Theorie einfach zu viele Aspekte vertreten sind, die mir sehr zusagen. Und wer weiß, vielleicht habe ich einfach den falschen Zeitpunkt zum Lesen von Des Teufels Gebetbuch erwischt?
Andere Stimmen zum Buch findet ihr bei
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Verlag: Knaur
ISBN: 9783426654194
Erscheinungsdatum: 01.03.2017
Bewertung: 3/5
