[Gelesen] Geständnisse

Rezensionsexemplar | Der letzte Schultag vor den Sommerferien ist gleichzeitig auch der letzte Arbeitstag der Lehrerin Moriguchi. Wenige Wochen zuvor ist ihre vierjährige Tochter in der Schule, in der ihre Mutter unterrichtet, ums Leben gekommen. Der Vorfall wurde als tragischer Unfall eingestuft, aber Moriguchis Klasse wird bald eines besseren belehrt: In einem unglaublichen Monolog eröffnet die Lehrerin ihnen in der letzten Stunde, dass ihre Tochter ermordet wurde. Die Täter, die sie nur als Schüler A und Schüler B bezeichnet, sitzen mitten unter den Kindern. Mit einer Racheaktion, die es in sich hat, fängt damit eine verherende Kettenreaktion an.

gestandnisse
„Gestörte Liebe, gestörte Disziplin, gestörte Erziehung, gestörte menschliche Beziehungen.“ – S. 108

Geständnisse von Kanae Minato ist ein Buch, in das man sich zuerst etwas einfinden muss. Dialoge finden sich nur wenige in den 272 Seiten, und allein das erste Kapitel liest sich fast wie eine gut 70 Seiten lange Kurzgeschichte. Dadurch gelingt es Minato, die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Charakter dem Leser unheimlich nah zu bringen – und in Anbetracht der Ereignisse ist das eine echte Meisterleistung!

Kinder können grausam sein

Haben die Schüler wirklich etwas mit dem Tod der kleinen Manami zu tun? Wie ist das Mädchen in das Schwimmbecken gefallen? Und was löst die Mutter mit ihrer Eröffnung vor der Klasse aus? Das ist nur ein kleiner Bruchteil der Fragen, die in Geständnisse aufkommen. Jedes Kapitel wird von einem anderen Charakter erzählt, mal als Vortrag, dann als Brief oder Tagebucheintrag. Nach und nach setzt sich so für den Leser ein Gesamtbild dessen zusammen, was Manamis Tod herbeigeführt hat, sowohl im davor als auch danach. Die Charaktere hingegen sehen diese Zusammenhänge nicht, was einige Konsequenzen mit sich bringt. Denn wie geht man allein mit vermeintlichen Mördern in der eigenen Klasse um? Die betroffenen Kinder sind in der Mittelstufe und noch strafunmündig, können also nicht durch offizielle Kanäle bestraft werden. Kurzerhand übernimmt die Klasse die Bestrafung und zeigt einiges an perfider Kreativität dabei.

Mütter aller Couleur

Die einzelnen Kapitel von Geständnisse bauen aufeinander auf und mit jeder Seite zeigen sich neue Facetten. Handlungen, die vorher unbegreiflich schienen, erhalten dadurch Tiefe und man kann nachvollziehen, wie die Charaktere zu bestimmten Schlüssen und Reaktionen kommen. Ein spannendes Thema, welches sich ebenfalls durch das Buch zieht, ist die Person der Mutter. Drei verschiedene Mütter mit unterschiedlichen Ansätzen tauchen im Laufe der Geschichte auf, und keine ist die ‚perfekte‘ Verkörperung dieser Rolle. Aber gibt es sowas überhaupt? Und inwiefern ist eine Mutter Schuld an den Handlungen ihres Kindes?

Der Flügelschlag eines Schmetterlings

Verschiedene Ereignisse führen zu der Tat von Moriguchi, ebenso löst sie weitere Grausamkeiten aus. Das dichte Netz, das Minato spinnt, zieht sich mit jeder Seite enger und macht Geständnisse zu einem vielschichtigen, komplexen Roman. Als Leser kann man auf die nächste Wendung warten, genauso aber viele moralische und ethische Fragen an sich selbst stellen. Die Sprache ist zwar relativ einfach gehalten, aber die Geschichte ist keineswegs nur etwas für Schüler in der Mittelstufe! Milch werde ich sicherlich für längere Zeit nicht mehr mit den selben Augen sehen…

Zu dem Buch existiert bereits eine Verfilmung, den Trailer könnt ihr h i e r sehen. 

Vielen Dank an C. Bertelsmannfür das Rezensionsexemplar!

Weitere Eindrücke zu Geständnisse gibt es hier:
Claudias Wortwelten | Sinas Lesewelt | Eulenmatz Liest | Sternenbrise | Tentakelbuch


BUCHDETAILS | ANZEIGE

Verlag: C. bertelsmann
Übersetzerin: Sabine Lohmann
ISBN: 9783570102909
Erscheinungsdatum: 27.03.2017
 Rating: 4/5

Bücher, Bücher! Neuzugänge im Mai

Hallo Feiertagsgutscheine und Rabattaktionen! Der Mai war in der Hinsicht wirklich gut und es sind einige neue Bücher dadurch eingezogen. Ich kann’s ja aber auch nicht lassen. Gott sei Dank habe ich aber bereits einige Bücher von diesem wahren Haufen an Neuzugängen gelesen, sonst wäre das wirklich nicht mehr feierlich. Für den Sommer habe ich mir vorgenommen, ganz viel zu lesen und auch das ein oder andere von den Altlasten auf dem SuB auszusortieren. Mal sehen, wie das so laufen wird…
neuzugange-mai17John Irving: Das Hotel New Hampshire / China Miéville: October. The Story of the Russian Revolution / Morgan Matson: Since You’ve Been Gone / Marie Lu: Fallender Himmel /  Marie Lu: Schwelender Sturm / Marie Lu: Berstende Sterne Hanya Yanagihara: A Little Life Erin Summerill: Auf immer gejagt / Renée Ahdieh: Flame in the Mist / Mark Daniels: World Mythology in Bite-Sized Chunks Elena Ferrante: My Brilliant Friend Neil Gaiman: Norse Mythology / Neil Gaiman: American Gods / Neil Gaiman: Anansi Boys Non Pratt: Truth or Dare / Callie Bates: The Waking Land Éric Corbeyran; Djillali Defali: Assassin’s Creed. The Hawk Trilogy / Fred Van Lente; Dennis Calero: Assassin’s Creed: Templars, Vol. 2: Iron Cross / Anthony Del Col; Conor McCreery; Neil Edwards; Ivan Nunes: Assassin’s Creed, Vol. 3: Homecoming / Ian Edginton; Caspar Wijngaard; Triona Farrell: Assassin’s Creed. Locus Ann A. McDonald: Die Schule der Nacht / Kanae Minato: Geständnisse / Max Gladstone [Hrg.]: Bookburners Adele Griffin: The Unfinished Life of Addison Stone / Vladimir Sorokin: Der Tag des Opritschniks / J. K. Rowling: Harry Potter and the Philosopher’s Stone. Ravenclaw Edition / Hannah Moskowitz; Kat Helgeson: Gena/Finn

“No amount of regretting can change the past, and no amount of worrying can change the future.”
Roy T. Bennett: The Light in the Heart

[Rückblick] Mai 2017

Dank Comics und einigen Büchern, die ich schon vor dem Mai begonnen hatte, sieht der Monat im Rückblick wesentlich besser aus als erwartet. Es sind eine ganze Menge neuer Comics zu Assassin’s Creed diesen Monat bei mir eingezogen, über die ich mich sehr gefreut habe, aber auch The Outsiders und Herr der Fliegen waren einfach klasse! Geständnisse hat mich sehr überrascht, dazu gibt es aber nächste Woche noch einen eigenen Beitrag. Ein weiterer Höhepunkt war Ich bin Princess X, eine Geschichte, in der ein Webcomic eine besondere Rolle spielt und auch immer wieder Seiten aus diesem abgebildet sind. Zwar eher eine Geschichte für Jüngere, aber der Zeichenstil war wunderschön.

Höhepunkt: Herr der Fliegen
Tiefpunkt: When We Collided
Gelesene Seiten: ca. 4.487
Ø Bewertung: 3,26 / 5

Die restlichen Bücher waren okay, aber leider auch nicht mehr. Caught in the Revolution blieb sehr, sehr einseitig und ich konnte nicht allzu viele neue Erkenntnisse daraus ziehen. The Crown’s Game war absolut vorhersehbar und langweilig, ebenso wenig konnte ich groß etwas mit The Voyage of the Dawn Treader anfangen. Das dürfte auch mein letzter Versuch mit den Narniabüchern gewesen sein. Mein erstes Buch von Brandon Sanderson war okay, aber die Begeisterung für diesen Autoren ist noch nicht übergeschwappt. Und bei Des Teufels Gebetbuch weiß ich einfach nicht, ob ich einen doofen Zeitpunkt zum Lesen erwischt habe oder es einfach nicht meins ist. Hoffen wir mal, dass der Juni wieder etwas ausgewogener wird!

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Zusammensetzung: 10 Printbücher; 2 Rezensionsexemplar; 3 Comic

Alle verschlungenen Titel des Monats:
S.E. Hinton: The Outsiders Bewertung: 5/5 | Video [x]
Emery Lord: When We Collided abgebrochen– | Blogbeitrag [x]
T.R. Richmond: Wer war Alice Bewertung: 3/5 | Video [x]
• Éric Corbeyran; Djillali Defali: Assassin’s Creed: Ankh of Isis Trilogy Bewertung: 4/5
• Éric Corbeyran; Djillali Defali: Assassin’s Creed: The Hawk Trilogy Bewertung: 4/5
• Ian Edginton; Caspar Wijngaard; Triona Farrell: Assassin’s Creed: Locus Bewertung: 4/5
William Golding: Herr der Fliegen Bewertung: 5/5 | Video [x] | Blogbeitrag [x]
Markus Heitz: Des Teufels Gebetbuch Bewertung: 3/5
JP Delaney: The Girl Before Bewertung: 3/5 | Blogbeitrag [x]
Helen Rappaport: Caught in the Revolution Bewertung: 3/5
C.S. Lewis: The Voyage of the Dawn Treader Bewertung: 2/5
Kanae Minato: Geständnisse Bewertung: 4/5
Brandon Sanderson: The Reckoners Bewertung: 3/5
Cherie Priest: Ich bin Princess X Bewertung: 4/5
Evelyn Skye: The Crown’s Game Bewertung: 2/5

“It seemed funny to me that the sunset she saw from her patio and the one I saw from the back steps was the same one. Maybe the two different worlds we lived in weren’t so different. We saw the same sunset.”
S.E. Hinton: The Outsiders